Klaus Fußmann
Mohn
2014
Gouache und Aquarell auf Bütten
28 × 38,5 cm
Signiert, "14" datiert und "G" bezeichnet
Privatsammlung Rheinland
- Galerie Ludorff, "Klaus Fußmann. Ein Fest für die Augen", Düsseldorf 2024
- Galerie Ludorff, "Klaus Fußmann - Kleine Freuden", Düsseldorf 2020
- Galerie Ludorff, "Klaus Fußmann. Ein Fest für die Augen", Düsseldorf 2024, Nr. 47
Der idyllische Ort Gelting, unweit der Ostsee gelegen, ist seit 1977 neben Berlin die zweite Heimat von Klaus Fußmann. 1984 entsteht neben dem Wohnhaus in Gelting ein Atelier, was ihm ermöglicht, in den Sommermonaten der Großstadt Berlin zu entfliehen und ungestört zu malen. In der relativ unberührten Landschaft und der vielseitigen Flora des Nordens findet der Künstler die wesentlichen Motive seiner Malerei. Seit seiner Kindheit ist er von Blumen fasziniert, die er nun in seinem eigens angelegten und üppig bepflanzten Garten findet. »Jetzt haben wir hier oben im Norden sogar einen eigenen Garten. Viele Blumen stehen darin und ich male sie immer wieder und mit Lust […]«1 Seit jeher wurde die Phantasie der Maler von ihren eigenen Gärten beflügelt. In unzähligen Bildern hielt Claude Monet seinen prächtigen Garten im französischen Giverny fest und auch Emil Nolde schaffte sich in Seebüll, nahe der dänischen Grenze, ein Gartenparadies, in dem er immer wieder neue Sujets für seine Malerei fand.
Klaus Fußmann schreibt 1988: »Wenn ich mich aber an das zurückerinnern soll, was ich beim Begehen des Gartens fühle, so bleibt vor allem die Empfindung von unerhörtem Luxus: eine Verschwendung von Farbe ohnegleichen […]«2. Der Künstler versucht diese Impression auch in unserer 2014 entstandenen Arbeit »Mohn« festzuhalten, wobei er bekennt, dass die subtile und intensive Leuchtkraft der Blumen kaum mit seiner Farbpalette fassbar sei.3 Eine Flut von roter Farbe verteilt sich über das feine Büttenpapier. Vier schwarze Flecken lassen die Stempel von Blüten erahnen und die roten Farbflächen lassen sich als Klatschmohnblüten identifizieren. Fußmanns Blumenbilder sind keine naturgetreue Abbildung des Gesehenen. Die Blüten werden vielmehr zu einer farbigen Fläche abstrahiert, womit er seiner subjektiven Empfindung beim Betrachten der Blumen freien Lauf lässt. Um das Ineinanderfließen der Farbflächen und die große Leuchtkraft seiner Arbeiten zu realisieren, verwendet Fußmann Gouachefarben4, die – ähnlich wie beim Aquarellen – feucht aufgetragen werden und sich leicht vermischen.
Seine Hinwendung zum Blumenaquarell fand 1977 während einer verregneten Woche in Gelting statt, wo er einige Tage einen Strauß Rosen beobachtete und ihn »gerade noch rechtzeitig aquarellierte, bevor er ganz hinüber war.«5 An dieser Aussage erkennen wir die Intuition des Künstlers: Fußmann zeigt dem Betrachter nicht nur die Schönheit der Blumen, sondern auch deren Vergänglichkeit. So strahlend unser Blumenbild auch sein mag, wohnt ihm doch eine gewisse Melancholie inne. Es handelt sich nur um eine Momentaufnahme, denn schon bald wird der schöne Klatschmohn verwelkt sein. »Blumen sind nur Schein, nur Schönheit, ohne Erfüllung. Ihr Glanz ist kurz. Wenn die Blüte aus der Knospe bricht, sind Ihre Tage gezählt. Sie sind schnell verwelkt und ein kurzes Vergnügen.«6
1 Klaus Fußmann, »Der holde Widerspruch«, in: »Fußmann/Garten-
blumen«, Ausst.-Kat. Galerie Peerlings, Krefeld 1988, S. 13.
2 Ebd., S. 13.
3 Ebd., S. 15.
4 Gouachefarbe verfügt über eine etwas sattere und deckende Pigment- farbe als Aquarellfarbe.
5 Fußmann, »Der holde Widerspruch«, a.a.O., S. 13.
6 Ebd., S. 16.