Lesser Ury
Tiergartenstraße, Berlin
ca. 1925
Pastell auf Malkarton
34,9 × 49,8 cm
Signiert
Aufgenommen in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Gemälde, Pastelle, Gouachen und Aquarelle von Dr. Sibylle Groß, Berlin
Gutachten von Frau Dr. Sibylle Groß, Berlin
unbekannter Nachlass Miami (bis 1993); Privatsammlung Florida (1993-1994); Christie's Tel Aviv (Auktion 25.8.1994, lot 7); Privatsammlung Israel (1994)
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Frühjahr 2021, Düsseldorf 2021
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2021", Düsseldorf 2021, S. 154
Der Maler und Grafiker Lesser Ury zählt heute zu den bedeutendsten Wegbereitern des deutschen Impressionismus. Als Mitglied der Berliner Secession wurden seine Werke in den tonangebenden Galerien von Paul Cassirer und Heinrich Thannhauser ausgestellt. 1861 in Posen geboren, verbringt er einen Großteil seiner Kindheit in Berlin, der Stadt, die zum Motiv zahlreicher seiner ausdrucksstarken Großstadtansichten werden soll. Mit 26 Jahren zieht es den jungen Mann über zehn Jahre lang quer durch Europa, bis er 1887 schließlich in seine Heimatstadt zurückkehrt. Von 1920 bis zu seinem Tod im Jahr 1931 unterhält Ury ein Atelier und eine Wohnung am Nollendorfplatz 1 in Berlin-Schöneberg. Mehr als deutlich wird im direkten Gegenüber unserer beiden Arbeiten, wie vielseitig der Künstler mit dem Motiv der Großstadt umzugehen verstand. Während das Pastell »Tiergartenstraße, Berlin« das geschäftige Treiben und Flanieren vornehmer Berliner einfängt, die im goldenen Licht der Dämmerung die regennassen Straßen bevölkern; bildet das mit pastosem, freiem Pinselstrich gemalte Ölgemälde »Brücke im Mondschein – London« die düstere Romantik der Nacht ab, durchbrochen vom Mond und dem flirrenden Aufblitzen zahlreicher Lichter am Ufer der Themse. Einsam ragt Big Ben, der Turm des Westminster-Palastes, aus den im Dunkeln verschmolzenen Häuserreihen hervor. Beiden Werken gemeinsam: Die meisterhafte Auseinandersetzung des Künstlers mit der Thematik von Lichtreflexion und Spiegelung.