Lyonel Feininger, Cliff

Bleistift und Deckweiß auf Papier

26,1 × 39,1 cm

Registriert im Archiv des Lyonel Feininger Project LLC New York/Berlin unter der Nr. 1536-11-05-18

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Expertise

Achim Moeller, Direktor des Lyonel Feininger Project LLC, New York/Berlin

Provenienz

Atelier des Künstlers; T. Lux Feininger (Sohn des Künstlers); Nachlass T. Lux Feininger

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Lyonel Feininger. Männekens & Meer", 28. Okt. - 23. Dez., Düsseldorf 2023
  • Galerie Ludorff, "Drawn World: Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Düsseldorf 2019
Literatur
  • Galerie Ludorff (Hg.), "Lyonel Feininger. Männekens & Meer", Ausst.-Kat., Düsseldorf 2023, S. 19
  • Galerie Ludorff, "Drawn World. Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Düsseldorf 2019, S. 34

Das Werk »Cliff« entsteht in einer spannenden Phase von Lyonel Feiningers Leben. Obwohl er ein sehr erfolgreicher Karikaturist ist und seine Werke in wichtigen Ausstellungen gezeigt werden1, hadert er mit seinem Beruf und der damit verbundenen Abhängigkeit von Verlegern und Herausgebern, weshalb er sich kurze Zeit später ganz der freien Kunst verschreiben wird.2 Im Entstehungsjahr unserer Zeichnung lernt Feininger seine spätere zweite Frau Julia kennen, die in Weimar Kunst studiert und ihn in seiner Entscheidung bestärkt.

Die beiden verbringen 1905 Zeit in Ribnitz an der Ostseeküste. Unser Blatt erinnert an die dortige Landschaft mit ihren spektakulären Klippen. Es zeigt eine Küstenlandschaft mit hohem Horizont, die der Künstler mit wohlgesetzten Bleistiftstrichen und Schraffuren auf einem braun getönten Papier fast naturalistisch festhält. Majestätisch ragt das Kliff in den bewölkten Himmel. Die Wolken und auch die Gischt der rauen See hat Feininger mit Deckweiß betont. Sie bilden einen spannenden Kontrast zur sanften Küstenlinie mit ihrer dunklen Kontur. Im Vordergrund führen die vom Wind bewegten Dünengräser das Auge des Betrachters über einen dunklen Zaun ins Bild. Klein, aber dennoch deutlich sichtbar tauchen rechts, am Strand kleine Figuren auf, die die Szene beleben.

Der Vergleich unserer Zeichnung mit einer Karikatur des Folgejahres erlaubt es, die Arbeitsweise und Inspiration Feiningers zu verstehen und den Schritt hin zur freien Kunst und seine Entscheidung für das Leben eines Künstlers nachzuvollziehen. Um aus der Routine als Illustrator auszubrechen hilft Feininger die Beobachtung der Natur.3 Sie dient ihm auch als Inspiration: In der 1906 publizierten Karikatur »Wee Willie Winkie's World« für die Chicago Tribune4 taucht eine ähnliche Szene einer Küstenlinie mit bewölktem Himmel auf. Für diese Arbeit (siehe Vergleichsabbildung) hat er jedoch den Wolken und auch den Felsen Leben eingehaucht und ihnen Gesichter verliehen. Unser Blatt zeigt, was hinter diesen bekannten Werken des Karikaturisten steckt und was Ihn in jener Zeit wirklich bewegt hat.

Z.B. 1904 in der Großen Kunstausstellung in Berlin.

2 Hans Hess, »Lyonel Feininger«, Stuttgart 1959, S. 26.

3 Ebd. S. 41.

4 Wee Willie Winkie's World in The Chicago Sunday Tribune erschienen am 11. November 1906.

Über Lyonel Feininger

Lyonel Feiningers Einfluss auf die die Kunst des 20. Jh. ist eng verknüpft mit seiner 1919 begonnenen Lehrtätigkeit am Staatlichen Bauhaus in Weimar.

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