Max Liebermann
Badende an der Nordseeküste
ca. 1908/09
Pastell auf Papier
11,9 × 19,3 cm
Signiert
Aufgenommen in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Pastelle, Aquarelle und Gouachen von Drs. Margreet E. Nouwen
Wir danken Frau Drs. Margreet Nouwen, Max Liebermann Archiv, Berlin, für die freundliche Bestätigung der Echtheit des Werkes
Privatsammlung Berlin
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2020", Düsseldorf 2020
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2020", Düsseldorf 2020, S. 80
Wie schon seit vielen Jahren verbringt Max Liebermann auch 1908 den Sommer im holländischen Noordwijk. Hier malt er eine Serie seiner besten Strandbilder direkt vor der Natur. So erblickt man in unserem Blatt »Badende an der Nordseeküste« eine typische Szenerie. Vor uns breitet sich die Weite des hellen Sandes aus. Im Vordergrund ist skizzenhaft ein Kind mit seinem Spielzeug angedeutet. Der Mittelgrund wird von lebhaftem Treiben um die ans Wasser gezogenen Strandkörbe dominiert. Im rechten Teil des Bildes befinden sich mehrere Urlauber, die auf die Wellen schauen, die mit ein wenig weißer Gischt sanft anlanden. Der Himmel leuchtet bei bestem Sommerwetter in unwiderstehlichem Himmelblau, das am Horizont Tönen von Aquamarin und Türkis begegnet.
Um die Jahrhundertwende gewinnen diese fragmentarische Bildnotizen gegenüber malerisch detailliert ausgearbeiteten Blättern allmählich die Oberhand. Im Zusammenhang mit der Aufnahme von Themen aus dem modernen Leben treten an die Stelle von Farbsegmenten zunehmend die weiße Papierfläche und der offene Strich. Das Pastell und das Aquarell, beides Techniken, die den Bedürfnissen nach unmittelbarer Äußerung und nach Farbe besonders entsprechen, rücken stark in den Vordergrund. Wie keine andere Kunstform entspricht die suggestive, von ihrem Charakter her zur Abstraktion gezwungene Skizze den Vorstellungen des Impressionisten Liebermann. Als der Impressionismus auch in Deutschland zum Gemeingut geworden ist und das Skizzenhafte beziehungsweise Fragmentarische in hoher Gunst steht, sieht auch er gerade in seinen Pastellskizzen den Teil seines Œuvres, der seinem Ideal einer unmittelbar aus der sinnlichen Wahrnehmung schöpfenden künstlerischen Form am nächsten kommt.