Otto Piene
Rastersonne
2009
Goldglasur auf Ton farbig gefasst
2 cm
Rückseitig mit einem Stempel signiert, datiert, betitelt und handschriftlich "63/99" nummeriert sowie auf einem Etikett "# 764" beschriftet
Auflage 99
Galerie Rheinland
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2019", Düsseldorf 2019
Otto Piene zählt neben Heinz Mack und Günther Uecker zu den Gründern der Avantgarde-Gruppe ZERO. Die Künstler lehnen die in den 1950er Jahren vorherrschenden Strömungen des Tachismus und Informel kategorisch ab, da diese ihnen durch die Verwendung dunkler, bedrückender Farbschemata zu nah an den Erlebnissen des Zweiten Weltkriegs verortet scheinen. Sie forderten die Ablösung des Abstrakten Expressionismus zu Gunsten einer neuartigen, positiven Kunst, der Zukunft zugewandt und die auf die alleinige Wirkung von Licht, Farbe und Bewegung reduziert sein sollte.
Piene interessiert sich daher unteranderem auch für den Kosmos - dessen Himmelskörper und Erscheinungen ihrerseits den physikalischen Gesetzmäßigkeiten von Licht und Bewegung unterworfen sind. Seine Auseinandersetzung mit diesen astronomischen Phänomenen wird in unserem Werk »Rastersonne« deutlich - Pienes jüngster Werkgruppe, den Raster-, Feuer- und Grubenkeramiken. Ab 2006 greift er auf die Systematik der Rasterbilder aus den späten 1950er Jahren zurück und erarbeitet zusammen mit der Keramikwerkstatt Niels Dietrich in Köln Keramiken. Die Elemente Feuer und Erde verbindet er von nun an indem er Tonobjekte glasiert und brennen lässt. Nach dem ersten Brennen wird das Objekt mit Glanzgold besprüht und dem Dekorbrand unterzogen. Durch die Goldglasur und die Reliefstruktur der Rastersonne wird die Keramik nicht nur zum Leuchten gebracht, sondern reflektiert auch das auftreffende Licht im Raum und gewinnt eine taktile Qualität. Die Form des Kreises steht hier für den Kosmos in seiner Unendlichkeit und Vollkommenheit. Das Gold dagegen ist im Sinne alchemistischer Lehren gleichbedeutend mit der Leuchtkraft der Sonne und symbolisiert die Perfektion der Materie.