Sam Francis
Untitled (SF90-113)
ca. 1990
Acryl auf Papier
36 × 28 cm
Rückseitig gestempelt signiert sowie mit dem Nachlassstempel versehen und "SF90-113", "c.1990" und "14 1/4'' x 11''" beschriftet
Registriert im Archiv der Sam Francis Foundation, Glendale, USA für das online Catalogue Raisonné Project unter der Nr. SF90-113
Atelier des Künstlers; Nachlass des Künstlers; Gallery Delaive, Amsterdam (direkt aus dem Nachlass des Künstlers); Galerie Iris Wazzau, Davos; Privatsammlung Schweiz; Studio d'Arte Campaiola, Rom; Galleria San Carlo, Mailand; Orler Galleria d'Arte, Abano Terme; Privatsammlung Venedig
- Galerie Ludorff, Sam Francis >SPACE & CONTAINMENT<, Düsseldorf 2021
- Galerie Ludorff, "Sam Francis >SPACE & CONTAINMENT<", Düsseldorf 2021, S. 66
Sam Francis erlebt und gestaltet den tiefgreifenden Wandel der Nachkriegsmalerei leibhaftig und an vorderster Front mit und wird heute zu den bekanntesten Vertretern der auf Jahrzehnte hinaus prägenden Kunstrichtung des Abstrakten Expressionismus gezählt. Er gehört jedoch bereits einer zweiten Generation Abstrakter Expressionisten an, die sich zwar an den zentralen Vorbildern Jackson Pollock und Willem de Kooning orientieren, die jedoch bereits neue Wege einschlagen.
Zahlreiche Aufenthalte in Europa, Japan und Mexiko prägen das Werk von Sam Francis sehr nachhaltig - intellektuell wie auch technischer Natur. So lernt er nicht nur die Kunst der tachistischen und informellen Malerei kennen, sondern auch neue Maltechniken - wie etwa die Tuschmalerei - und die Vielfalt unterschiedlicher Papiere kennen. Seine große Leidenschaft für das Malen auf Papier bringt er wie folgt zum Ausdruck: »Paper is much more beautiful than canvas. It’s deeper. I like the way the paint flows into the fiber.«1 Doch nicht nur die andersartige Wechselwirkung von Farbe und Papiergrund interessieren ihn, sondern auch das handlichere Format. Das Papier erlaubt ihm rasch zu arbeiten und auszuprobieren. Durch die neu gewonnene Spontanität, die sich merklich in den Arbeiten der 1990er Jahre niederschlägt, gewinnen seine Arbeiten zunehmend an Dynamik.
Nachdem seine Werke ab den 1960er Jahren stark von der japanischen Kultur und dem Zen-Buddhismus geprägt wurden und und er der freien Fläche immer mehr Raum gab, gleichen seine Werke nun einem opulenten Fest gesteigerter Intensität. Die Idee der leeren Mitte kehrt sich ins genaue Gegenteil um und so fließen auch auf unserer Arbeit aus dem Jahr 1990 eine Vielzahl unterschiedlicher Farbströme fast ungezügelt ineinander. Ein intensiv leuchtender, roter Farbteppich dominiert das Bild und verschiedene Blau- und Violetttöne wie auch ein Schwarz durchziehen das Rot und verleihen dem Werk die nötige Spannung und den kompositorischen Halt. Auffallend ist neben der Dominanz der Farbe Rot, emotional als Signalfarbe behaftet, die Verwendung von Schwarz, die im Œuvre Francis, »[…] in doppelter Eigenschaft, als Farbe und als Gegenspieler der Farben, eingesetzt wird, so daß es andere Farben zudeckt und nur stellenweise noch aufleuchten läßt«2.
Zitiert nach: »Sam Francis«, Ausst.-Kat. Gallery Delvaive, Amsterdam 2005, S. 8.
Wieland Schmied, »Notizen zu Sam Francis«, in: Kestner-Gesellschaft e.V. (Hg.), »Sam Francis«, Ausst.-Kat. Kestner-Gesellschaft e.V., Hannover, 1963, S. 12.