Winfred Gaul
Viertel Kreis II
1962/1988
Acryl und Quarz auf Hartfaser
100 × 100 cm
Rückseitig signiert, datiert, betitelt sowie "Nr. 56-88" beschriftet
Preis inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten. Region und Währung anpassen
Wir danken Frau Barbara Gaul für die mündliche Bestätigung der Echtheit des Werkes
Atelier des Künstlers; Nachlass des Künstlers
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Herbst 2024, Düsseldorf 2024
Nach seiner Bildhauerausbildung studiert Winfred Gaul von 1950 bis 1955 bei Willi Baumeister – wo allein für »Gegenstandslose« Platz war – in Stuttgart Malerei. Beeinflusst von der Nachkriegsabstraktion bedient er sich zunächst einer informellen Bildsprache. Es entstehen Gemälde in erdigen Tönen mit expressivem Pinselstrich. Zu Beginn der 1960er werden Gauls Arbeiten zunehmend minimalistischer und seine gedämpfte Palette weicht intensiven Farben. Stetig auf der Suche nach dem Superlativ des Malerischen widmet er sich der analytischen Kunst, die sich auf das Elementare der Malerei – Fläche und Farbe – konzentriert. Gaul experimentiert mit unterschiedlichsten Materialien, Farben und Formen.
Losgelöst von epochalen Vorreitern der Kunstgeschichte arbeitet er völlig frei an neuen Werken, die sich durch ein klares, geometrisches Bildvokabular, präzise Linienführung und starke Farbigkeit auszeichnen. Wie ein Synonym für das Konkrete beschreibt die akkurate Linienführung dabei seine Bilder. Durch die Überwindung des Abstrakten und seine Hinwendung zum Konkreten, wie sie in seiner Serie der »Verkehrszeichen« zelebriert wird, be
freit er sich von klassischen Parametern wie Perspektive, kompositorische Unterteilung in Vorder- und Hintergrund und Dimensionalität.
Seine Gemälde entziehen sich gerne den traditionellen Formaten und Betrachtungsweisen. Seine Malerei folgt der zeitgenössischen amerikanischen Tendenz zum Shaped Canvas.
Die Unterteilung und Zerlegung der Bildfläche in weitere Binnenflächen, die sich durch scharfkantige Linien und große Farbintensität voneinander separieren finden sich bei der Hard Edge Malerei. Ein brillantes Beispiel dafür ist das 1962 konzipierte und 1988 fertiggestellten Werk »Viertel Kreis II«. Dieses besteht aus einem Kreissegment, das ein Viertel zweier umlaufender Ringe in bronze-braun und blau um einen zentralen, schwarzen Kreis zeigt. Das Werk bildet keine Realität nach, sondern ist für sich selbst Realität. Es nimmt auf den umgebenden Raum Einfluss und betont diesen, indem der Kreis im Auge der Betrachtenden vollendet werden kann.