WOLS

Corolles de champignons volants
1939

WOLS, Corolles de champignons volants

Aquarell, Tusche und Deckweiß auf Bütten

31,3 × 24 cm

Signiert

Auf der Rückseite einer Reproduktion (im Archiv Werner Haftmann) hat Gréty Wols notiert: "fait 59. rue froidevaux 1939" und "Europe"

Werkverzeichnis Gutbrod 2003 Nr. A-029

85.000,00 €

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Expertise

Dr. Ewald Rathke, Frankfurt/Main 1985

Provenienz

Galerie Bonnier, Genf; Galerie Pudelko, Bonn; Svensk-Franska Konstgalleriet, Stockholm; Hauswedell & Nolte, Hamburg (Auktion 11.-12. Jun. 1982, Lot 1406, unverkauft); Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Herbst 2024, Düsseldorf 2024
  • "Wols. Das große Mysterium", Museum Wiesbaden, Lyonel-Feininger-Galerie, Quedlinburg, Museum Liner / Kunsthalle Ziegelhütte, Appenzell 2013/2014
  • Kunsthaus Zürich/Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen, "WOLS. Bilder, Aquarelle, Zeichnungen, Photographien, Druckgraphik", Zürich/Düsseldorf 1989-1990
  • Galerie Pudelko, "WOLS. Dreißig Aquarelle und Gouachen aus den Jahren 1938 bis 1951", Bonn 1975
  • Galerie Bonnier/Konstgalleriet, "Wols. Gouaches et aquarelles surréalistes", Genf/Stockholm 1971-1972
Literatur
  • Ione Robinson, "Stunden mit Wols: 1947", Bern/Wien 2013, Abb. 41, S. 108
  • Alexander Klar, "Wols. Das große Mysterium", Köln 2013, Abb. S. 23, S. 136
  • Philipp Gutbrod, "WOLS (1913-1951). Die Arbeiten auf Papier (Kommentiertes kritisches Werkverzeichnis)", Dissertation, Heidelberg 2003, Nr. A-029
  • Marianne Karabelnik-Matta (Hg.), "WOLS. Bilder, Aquarelle, Zeichnungen, Photographien, Druckgraphik", Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich/Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Zürich 1989, Nr. 9
  • Shigeo Chiba, "L'oeuvre de Wols. Thèse pour le doctorat d'Université de Paris", Paris 1974, S. 137
  • artis. Das aktuelle Kunstmagazin, 38. Jg. (März 1986), Cover

Sind es Pilze, Wurzeln oder Teile von Pflanzen, Fische, menschliche Organe oder doch nur rein organische Materie, die auf unseren beiden Werken, teils von dünnen Fäden gehalten, vor einem leicht aquarellierten Hintergrund auszumachen sind? Vieles mag einem beim Betrachten der Arbeiten in den Sinn kommen, einer eindeutigen Interpretation jedoch entziehen sich die Werke. Dies ist ganz im Sinne des Künstlers. Seine Werke soll man fühlen. Analysen und Erklärungen sind ihm zeitlebens zuwider.

Durch ein Missverständnis des Telegrafenamts im Paris kommt Otto Wolfgang Schulze 1937 zu dem Namen, unter welchem er als Vorreiter des Informel und Hauptvertreter des Tachismus Kunstgeschichte schreiben sollte. Aufgewachsen in Dresden verläßt Wols die Stadt im Alter von 19 Jahren gen Paris. Im engen Kontakt mit der Pariser Kunstszene der 1930er Jahre beginnt er seine künstlerische Karriere mit surrealistischen Aquarellen und Zeichnungen sowie dem Medium der Fotografie. Vielleicht wäre Wols sogar Fotograf geblieben, wenn er 1939 nicht in Folge der deutschen Kriegserklärung an Frankreich interniert worden wäre.

Als eine Folgeerscheinung – Wols steht in der Haft kein Fotoapparat zur Verfügung – löst das leichter verfügbare Aquarell die zuvor im Mittelpunkt seines Interesses stehende Fotografie ab. In dieser Zeit entstehen jene kleinen, zartfingrigen und traumartigen Aquarelle, die das filigrane Zentrum seines OEuvres ausmachen und zu denen auch unsere beiden Arbeiten zählen, die wahrscheinlich kurz vor seiner Internierung bzw. kurz nach seiner Entlassung entstanden sein werden, zu der es 1940 Dank der Heirat mit seiner französischen Lebensgefährtin Gréty kommt.

Kurz nach seiner Freilassung lernt er in Dieulefit den ebenfalls geflohenen Schriftsteller Henri-Pierre Roché kennen. Er wird zu seinem ersten Sammler. Nach Kriegsende und seiner Rückkehr nach Paris wird es dann aber der Pariser Galerist René Drouin, der Wols Aquarelle zur Jahreswende 1945/46 erstmals ausstellt.

Nur wenige Jahre später verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand des an starker Alkoholsucht und stetem Geldmangel leidenden Künstlers zunehmend. Er stirbt 1951, inzwischen weltweit bekannt mit nur 38 Jahren an einer Lebensmittelvergiftung.

Posthum wird Wols auf den ersten drei documenta-Ausstellungen in den Jahren 1954, 1959 und 1964 sowie auf der Biennale im Jahre 1958 präsentiert.

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