Alexej von Jawlensky
Ohne Titel (Weiblicher geneigter Kopf mit geschlossenen Augen)
ca. 1922
Pastell und Bleistift auf Bütten
15,5 × 11,4 cm
Signiert
Aufgenommen in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Aquarelle und Zeichnungen
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Gutachten: Alexej von Jawlensky-Archiv S.A., Muralto 2021
Privatsammlung Süddeutschland
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023, S. 42
Mit besonderem Interesse widmete sich Alexej von Jawlensky bereits seit 1905 dem menschlichen Porträt. Nach seiner kriegsbedingten Emigration in die Schweiz, wo er sich 1914 in Saint-Prex am Genfer See niederließ, kam es für ihn nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf künstlerischer Ebene zu einer Zäsur. Die Serie der »Variationen über ein landschaftliches Thema«, die er von 1914 bis 1917 zum Großteil auf gleichformatigen Malkartons anfertigte, sollte den Grundstein für einen bis zu seinem Tod im Jahr 1941 andauernden Prozess der stetig abstrahierenden Auslotung der bildgegenständlichen Darstellung und Komposition legen.
Auch in seinen zunächst noch von signifikantem Porträtcharakter geprägten Bildnissen schwand ab dem Jahr 1918, mit der Fertigstellung seines ersten konstruktiven Kopfes, der sogenannten »Urform«, die individuelle Note zugunsten eines stilisierten, überindividuellen Bildnisses. Der Aufbau dieser »Abstrakten Köpfe« wurde regiert durch eine Aufspaltung der physiognomischen Merkmale des menschlichen Antlitzes in eine grundlegende Formensprache aus Linien, Rechtecken und Kreisen, der auch die späteren Porträtserien seines Hauptwerks wie etwa die »Mystischen Köpfe«, »Heilandsgesichter« und schließlich die durch ihren puristischen Duktus erhaben wirkenden »Meditationen« seines Spätwerks gesetzmäßig verschrieben waren.
Unser Werk »Ohne Titel (Weiblicher geneigter Kopf mit geschlossenen Augen)«, ein zartes, kleinformatiges Pastell von circa 1922, greift den Geist Jawlenskys typischer »Heilandsgesichter« durch seine wenigen, jedoch präzise gewählten Striche auf. So lassen sie ein Ohr, wallende Haarsträhnen, Lippen und andächtig nach unten blickende Augen förmlich aus dem Nichts Gestalt annehmen. Feine Farbakzente aus sonnigem Gelb, Zartrosa und Türkis verleihen dem Werk die ephemere Ausstrahlung einer übernatürlichen Erscheinung und verdeutlichen die Fähigkeit des Künstlers, das Göttliche im Ausdruck des Bildnisses zu manifestieren.