August Macke
Beim Elefanten (groß)
1913
Bleistift auf Papier
28,5 × 21,6 cm
Rückseitig mit dem Nachlassstempel versehen und "August Macke, Beim Elefanten, 1913" bezeichnet
Werkverzeichnis Heiderich 1993 Nr. 1870
Günther Franke, München; Sophie Franke, München; Tilly von Manz, Bayern; Privatsammlung Westdeutschland
- Galerie Ludorff, "Meisterwerke", Düsseldorf 2020
- Galerie Ludorff, "Drawn World: Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Düsseldorf 2019
- Sauerland-Museum, "August Macke. Ganz nah", Arnsberg 2019
- Galerie Ludorff, "Meisterwerke des Expressionismus", Düsseldorf 2011/2012
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2009", Düsseldorf 2009
- Städtische Galerie München, "Sammlung Günther Franke – Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik", München 1960
- Westfälischer Kunstverein/Westfälische Wilhelms-Universität/Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, "August Macke – Gedenkausstellung zum 70. Geburtstag", Münster 1957
- Kunstverein, "Meister der Moderne – Sammlung Günther Franke", Freiburg i.Br. 1952
- Kunstverein Frankfurt/Neues Museum Wiesbaden/Nassauischer Kunstverein, Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst, "Gedächtnis-Ausstellung August Macke", Frankfurt/Wiesbaden 1920
- Galerie Ludorff, "Meisterwerke", Düsseldorf 2020, S. 64
- Hochsauerlandkreis (Hg.), "August Macke. Ganz nah", Ausst.-Kat. Hochsauerland Museum, Arnsberg 2019, S. 125
- Galerie Ludorff, "Drawn World. Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Düsseldorf 2019, S. 55
- Ursula Heiderich, "August Macke – Zeichnungen – Werkverzeichnis", Stuttgart 1993, Nr. 1870, S. 527
- Städtische Galerie München, "Sammlung Günther Franke. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik", München 1960, Nr. 420
- Carl Bänfer (Hg.), "August Macke. Gedenkausstellung zum 70. Geburtstag", Ausst.-Kat., Münster, 1957, Nr. 103
- Kunstverein Freiburg i.Br., "Meister der Moderne – Sammlung Günther Franke", Ausst.-Kat., Freiburg i.Br. 1952, Nr. 62
- Kunstverein Frankfurt/Neues Museum Wiesbaden/Nassauischer Kunstverein, Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst, "Gedächtnis-Ausstellung August Macke", Ausst.-Kat., Frankfurt/Wiesbaden 1920, 84-163
Spaziergänger, insbesondere in Verbindung mit der kultivierten Natur urbaner Parks, sind das zentrale Thema in Mackes Werk. Mit seiner ersten Reise nach Paris 1907 begann es, sich in zahlreichen Skizzen, Zeichnungen und Gemälden herauszubilden. Zur Vollendung gelangte es seit 1913 in Darstellungen wie der des großen indischen Elefanten mit Besuchern im Zoo. Diese Themenvariante geht zurück auf Mackes Bekanntschaft mit der Künstlerin Emmy Worringer im Jahr 1911, deren Familie ein florierendes Restaurant im Kölner Zoo betrieb. Fortan konnte er hier seine Malsachen deponieren und, wann immer er es wollte, im Zoo arbeiten.
Überfangen von weitausladendem Geäst dichtbelaubter Bäume verweilen elegant gekleidete Frauen und Männer vor dem mächtigen Tier, das sich ihnen friedfertig zuwendet. Ruhe und Gelassenheit sowie eine eigentümliche Lautlosigkeit prägen die sonntäglich anmutende, sinnlich-melancholische Atmosphäre, in der sich Mensch und Tier einander direkt und in absoluter Harmonie begegnen, ohne dass Elemente wie die Gitterstäbe des Geheges, die in rein formale, vertikale Strukturen aufgelöst sind, sie voneinander trennen.
Die Menschen in dieser ausgewogenen bildlichen Komposition erscheinen formal typisiert, ohne individuell ausgeprägte Gesichtszüge. Vereinzelt oder beisammen stehen sie für den Menschen an sich. Sie sind Teil des irdischen Paradieses, das Macke als modernes Arkadien in seinen Bildern beschwört und in seiner eigenen bürgerlichen Lebenswelt ansiedelt. Im mußevollen, kontemplativen Verweilen und Vorübergehen seiner Spaziergänger erfasst er den Rhythmus der Natur, des Lebens, das bestimmt ist durch den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen, durch das stete Kommen und Gehen, aber auch durch die glückhaften Momente des Innehaltens und Verweilens.
Macke liebte das Leben und der Gedanke an seine Vergänglichkeit schmerzte ihn. Kunst verstand er als Gleichnis für die von ihm tief empfundene Schönheit des Lebens: »Das Kunstwerk ist ein Gleichnis, es ist ein Gedanke, der selbständige Gedanke des Menschen, ein Gesang von der Schönheit der Dinge (…) Das Kunstwerk ist unsere Erfahrung, unser Staunen vom Maß der Dinge, das Rhythmische im Kunstwerk ist ein Gleichnis für das Rhythmische in der Natur selbst.« A
In der reich nuancierten Zeichnung Beim Elefanten ist Mackes unverkennbarer Stil bereits zu höchster Reife und Individualität ausgeprägt. Sie steht völlig autonom für sich und im künstlerischen Rang seinen Gemälden und Aquarellen nicht nach. Sie bezeugt überdies Mackes überragende Meisterschaft in der Handhabung zeichnerischer Mittel, seine formen- und variantenreiche Strichführung, die von der abstrahierend-skizzenhaft angelegten Umrisslinie bis hin zu malerisch weich anmutenden plastischen Modellierungen reicht.
Klara Drenker-Nagels
Direktorin Museum August Macke Haus, Bonn
A August Macke an Bernhard Koehler am 30. 03. 1913.