Bernd & Hilla Becher
Wassertürme in Honfleur
1970
Silbergelatineabzug
30,5 × 40,6 cm
Rückseitig von beiden Künstlern signiert und "HONFLEUR'70" beschriftet
Auflage Unikat
Privatsammlung Düsseldorf; Privatsammlung USA
- Galerie Ludorff, "Perspektiven der Fotografie", Düsseldorf 2020
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2020", Düsseldorf 2020, S. 12
Bernd und Hilla Becher waren zentrale Figuren für die Anerkennung der Fotografie als Kunstform. Ohne ihre als Typologien bezeichneten, in Gruppen gehängten Schwarz-Weiß-Fotografien von Industriebauten, ohne ihren Schritt in die Museen und Bernds Lehrauftrag an der Kunstakademie in Düsseldorf (1976-96) schrieben wir heute eine andere Kunstgeschichte und vermissten viele international erfolgreiche Fotografen, von denen einige auch in dieser Publikation vertreten sind. Ihre konsequente Vorgehensweise war dabei über vier Jahrzehnte hinweg immer gleich: bei diffusem, schattenlosem Licht haben sie aus leicht erhöhter Position zum Beispiel Kühl- und Wassertürme, Getreidesilos, Hochöfen oder Industrielandschaften zentral und möglichst neutral ins Bild gesetzt. Auf den ersten Blick erinnert diese Vorgehensweise mit ihren technisch perfekten, kühlen Abzügen an Dokumentarfotografie, dennoch kann man den Bildern eine bestechende Ästhetik nicht absprechen. Die Bechers lösen die Motive aus ihrem Zusammenhang und zeigen durch die typologische Hängung die Unterschiede von Bauwerken mit gleicher Funktion und gleicher Struktur auf. Wie Archäologen haben sie mit dem Fotoapparat vergangene Bauten festgehalten, Spuren industrieller Fertigung und Arbeit aufbewahrt. Bei ihnen werden die Industriebauten zu »Anonymen Skulpturen « (so auch der Titel der Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf 1969) und Dokumentation zum künstlerischen Konzept. Auch wenn die Konstrukteure der Bauten nur an deren Funktion interessiert waren, schaffen es die Fotografen, deren besondere Ästhetik und auch Schönheit zu zeigen. Durch das Medium der Fotografie und die besondere Aufnahmetechnik der Bechers wird das Auge des Betrachters auf Formen, Asymmetrien und Symmetrien, Oberflächenstrukturen und Proportionen gelenkt, die sonst kaum sichtbar geworden wären. So wird die Betrachtung jedes einzelnen Blattes zum künstlerischen Genuss.