Christian Rohlfs
Ascona - Monte Gridone
1936
Wassertempera auf Bütten
59 × 79 cm
Auf der Rückseite mit dem Nachlassstempel gestempelt und "Gemalt Sommer 1936 in Ascona-Schweiz" sowie "Frau Christian Rohlfs" beschriftet
Das Werk ist im Christian Rohlfs Archiv, OSTHAUS MUSEUM HAGEN mit der Werkverzeichnisnummer CRA 235/22 verzeichnet
Galerie Alex Vömel, Düsseldorf; Privatsammlung Bayern
- Galerie Ludorff, "The Simple Things. Minimalism and more...", Düsseldorf 2024
Altmeisterlich in der Genre- und Historienmalerei begonnen – ausgehend von der Ausbildung an der Weimarer Akademie – wandeln sich Christian Rohlfs Arbeiten durch die Orientierung an der Pleinairmalerei der Schule von Barbizon und unter dem Einfluss impressionistischer Tendenzen hin zu einer eigenständigen Form des Expressionismus. Die Bekanntschaft mit Emil Nolde und den »Brücke«-Künstlern bestärkt ihn zudem in seinem Streben, sich vom Naturabbild zu lösen, um zu einer Ausdrucksfarbe und -form zu gelangen. Frei und unbekümmert agiert Rohlfs, der sich bis ins hohe Alter auf einer künstlerischen Wanderschaft befindet, fortan bei der Verwendung seiner Malmittel. Davon zeugt eindrücklich die Temperaarbeit »Ascona - Monte Gridone«. Sie führt vor Augen, zu welch eigenständiger, sinnlicher Farbmalerei Rohlfs in seinem in Ascona geschaffenen Spätwerk findet. »Er will das Größte einfach sagen; die Farben werden zu Symbolen der Undinglichkeit einer gleichnishaft empfundenen Welt.«1
Die Komposition der hier vorliegenden Arbeit entspringt allein einer intensiv leuchtenden Farbigkeit: Das Inhaltliche tritt zugunsten einer expressiven Lichterscheinung zurück. Leuchtende Blautöne überziehen die gesamte Bildfläche, sie überlagern und durchdringen sich. Der hellgelbe Himmel und die blauen Berge spiegeln sich im glitzernden Wasser des Sees: Licht dringt in die Farben ein, bringt sie zum Leuchten und erwirkt ein transparentes Erscheinungsbild, losgelöst von aller irdischen Schwere.2 Diese derart angestrebte Immaterialität, welche die innere Vorstellung des Künstlers mit dem optisch Erlebten zu einer neuen Bildwirklichkeit verdichtet, führt Rohlfs zu einer starken Abstraktion der realen Welt, die dennoch allzeit den Ausgangspunkt seines Schaffens bildet. Nicht durch die genaue Abbildung ihrer Formen, sondern durch die Kraft der Farbe wird sie auf der Bildfläche zum Leben erweckt.
1 Paul Vogt, »Christian Rohlfs«, Recklinghausen 1958, S. 11.
2 Vgl. Paul Vogt (Hg.), »Christian Rohlfs. Oeuvre-Katalog der Gemälde«, Recklinghausen 1978, S. 20.