Erich Heckel

Das rote Haus
1922

Erich Heckel, Das rote Haus

Aquarell und Bleistift auf Bütten

35,5 × 43 cm

Signiert und "22" datiert

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Expertise

Renate Ebner, Erich Heckel Nachlass, Hemmenhofen

Provenienz

Atelier des Künstlers; Privatsammlung (direkt beim Künstler erworben); Privatsammlung Süddeutschland

Der 1883 in Döbeln geborene Maler und Graphiker Erich Heckel studiert zunächst Architektur in Dresden, wo er gemeinsam mit seinem Jugendfreund und Kommilitonen Karl Schmidt-Rottluff die beiden älteren Studenten Ernst Ludwig Kirchner und Fritz Bleyl kennenlernt. 1905 tun sich die Freunde zusammen und gründen die Künstlervereinigung »Die Brücke«, mit dem Ziel, sich von nun an auf die reine Malerei zu konzentrieren und diese durch eine expressive, innovative Formensprache aus dem herrschenden akademischen Kanon zu befreien. In den Folgejahren schließen sich der »Brücke« weitere Künstler wie Max Pechstein oder Otto Mueller, zeitweise auch Emil Nolde, an. Bis zur endgültigen Auflösung der Künstlervereinigung 1913 formulieren die Freunde einen gemeinsamen Stil, der sich vor allem durch extreme Farbigkeit und eine kantige Malweise auszeichnet und sich inhaltlich um einen expressiven Ausdruck menschlicher Emotionen bemüht. Obgleich die »Brücke«-Künstler in dieser Zeit sehr ähnlich arbeiten, tendiert Heckel im Vergleich zu den anderen Mitgliedern stets zu einer eher verhaltenen, stärker formal konzipierten Ausdrucksweise mit lyrischen Anklängen.

Nach den Kriegsjahren, die Heckel in eine tiefe Depressionen stürzen ließen, wurde seine Kunst in den 1920er Jahren wieder freier. Obgleich Heckel die Errungenschaften der »Brücke«-Zeit weitgehend beibehält, verharrt er nicht in diesem Stil. Die dramatische Inszenierung weicht einer ausgewogeneren Farbpalette und einem klarer konstruierten Bildaufbau. Auch rückt der Realitätsbezug stärker in den Vordergrund und Heckel setzt sich bevorzugt mit Landschaftsmotiven auseinander. In diesen Themenbereich lässt sich auch die 1922 entstandene Papierarbeit »Das rote Haus« einordnen. Heckel skizziert das rote, reetgedeckte Bauernhaus, welches etwas erhöht auf einem Hügel liegt, an einem bedeckten, fast regnerischen Tag. Der dynamische Pinselduktus und die Verwendung kräftiger Farben wie Grün und Rot zeugen von der Verwurzelung im expressiven Stil der »Brücke«. Die Architektur des Hauses sowie die bäuerliche Landschaft weisen darauf hin, dass das Werk vermutlich an der Flensburger Förde entstanden ist, wo Heckel zwischen 1922 und 1925 die Sommermonate verbringt. So erspürt er eindringlich die Rauheit der nordischen Natur an einem stürmischen Tag. Auf der anderen Seite deutet sich Heckels künstlerische Weiterentwicklung zu einem in sich weicheren, realitätsbezogeneren und klarer konstruierten Stil bereits an. Der Maler, den es zeitlebens immer wieder an die Ostsee zieht, schafft es in unserer schönen Papierarbeit nicht nur, eine naturgetreue Wiedergabe der schleswigholsteinischen Region einzufangen, sondern gleichzeitig den eigentümlich, sanft-herben Charakter dieses Landstriches zur Darstellung zu bringen. In seinen Schriften würdigt der berühmte Kunsthistoriker und Zeitgenosse Heckels, Max Sauerlandt, das im Hohen Norden entstandene Werk des Künstlers folgendermaßen: »Und warum auch viele Worte machen von dieser Kunst, die ihre Grenzen so klar empfindet und so rein erhält? Sie rührt an etwas Vollkommenes, weil sie nicht mehr sein will, als sie von Natur ist. Ihre sanfte Schönheit schmeichelt sich dem Auge und dem Gefühl unwiderstehlich ein; alles, was sie zu sagen hat, spricht sie in ihrer heiteren oder sanft melancholischen Farbigkeit selbst aus.«1

1 Max Sauerlandt, in: »Schleswig-Holsteinisches Jahrbuch« 19 (1930-31); zit. in: Felix Zdenek (Hg.), »Erich Heckel 1883-1970. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Graphik«, Ausst.-Kat., München 1983,

S. 225.

Über Erich Heckel

Erich Heckel zählt zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus. Er ist Mitbegründer der Künstlergruppe „Brücke“, die zu den einflussreichsten künstlerischen Strömungen des 20. Jahrhunderts zählt.

Weitere Werke