Gerhard Richter
Firenze
2000
Öl auf Fotografie
12 × 12 cm
Rückseitig signiert, datiert und "15/99" nummeriert
Auflage 99 + XII + 7 H.C.; Herausgeber: Contempoartensemble, Prato (Italien) 2002
Werkverzeichnis Butin/Gronert 2004 Nr. 110
Privatsammlung Italien
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2021", Düsseldorf 2021
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2021", Düsseldorf 2021, S. 116
- Hubertus Butin/Stefan Gronert, "Gerhard Richter. Editionen 1965-2004. Catalogue Raisonné", Ostfildern-Ruit 2004, Nr. 110
Neben der fotorealistischen Malerei, die Richter seit den frühen 1960er Jahren pflegt und der in den 1980er Jahren bereits sehr reifen abstrakten Malerei, entdeckt Richter ab 1986 das übermalte Foto als neue Bildgattung für sein Werk. Richter reizt die Thematisierung des für die Fotografie ureigenen Konflikts. Ein Foto kann trotz seines vermeintlichen Realismus immer »nur« eine illusionistische und damit nicht greifbare Darstellung der äußeren Welt sein. Die Materialität der Farbe steht dabei in krassem Gegensatz zum zweidimensionalen Foto, welches zwar durch die dargestellte perspektivische Fluchtung Dreidimensionalität zu erzeugen sucht, diese aber nur auf der planen Fläche herstellen kann. Das Ausloten der Gegensätze von zweidimensionaler Illusion und dreidimensionaler Materialität, von Realität und Abstraktion sowie die Auseinandersetzung mit dem Zufall als bildgestaltendem Element verleiht den übermalten Fotografien ihren großen Reiz und ihre besondere Qualität.
Der Künstler bedient sich beim Übermalen der Fotos verschiedenster Techniken: Entweder zieht er die Fotografie in einer wischenden Bewegung durch die noch feuchte Ölfarbe, die beim Malen der abstrakten Leinwände an dem dafür verwendeten Rakel haften geblieben ist, oder er drückt den Abzug flach auf die vorhandene Farbmaterie. Ein Beispiel dafür ist unsere übermalte Fotografie aus der Reihe »Firenze«. Ein weiteres Verfahren ist das Ausschütten von flüssigen Lacken über den Bildträger. Die Ergebnisse der verschiedenen Vorgehensweisen differieren stark. Die entstandenen Strukturen können je nach verwendetem Material und angewandter Technik pastos, reliefartig, durchscheinend, verästelt oder schlierenhaft erscheinen. Die Ergebnisse sind nur bedingt kalkulierbar. Oft spielt der Zufall eine wichtige Rolle beim Entstehen der Arbeiten. Das fertige Kunstwerk wird von Gerhard Richter unter höchsten Ansprüchen an das entstandene Bild geprüft. Nur wenn etwas Spannendes entstanden ist, erfährt das Ergebnis Anerkennung durch den Künstler.