Hans Purrmann
Küste bei Fano
1940
Öl auf Leinwand
46 × 61 cm
Signiert
Werkverzeichnis Lenz/Billeter 2004 Nr. 1940/10
Registriert im Hans Purrmann Archiv, München, unter der Nr. 776
Atelier des Künstlers; Sammlung H. M., Florenz (direkt beim Künstler erworben); Privatsammlung Schweiz
- Christian Lenz/Felix Billeter, "Hans Purrmann. Die Gemälde 1935-1966. Werkverzeichnis", Bd. II, München 2004, Nr. 1940/10
- Fritz Nemitz, "Hans Purrmann", in: Prisma 1/8 (1947), Tafel II
Damen flanieren mit ihren Sonnenschirmen in der Hand. Spaziergänger passieren eine Brücke. Ein Herr lehnt lässig am Geländer, den Blick auf das Meer gerichtet. Unweit davon liegt eine Person im Sand, eine weitere im Schatten einer Strandhütte... Über die dargestellten Personen im Vordergrund des Ölgemäldes »Küste bei Fano« taucht der Betrachter in das gemächliche Treiben am Strand der italienischen Küstenstadt ein.
Der erhöhte Standpunkt eröffnet einen Ausblick über die Adriamündung, eingeholte Segelboote und Strandhütten hinweg, auf ausgedehnte Strände sowie Häuser und Bäume im Mittelgrund des Bildes, bis hin zu der weich geschwungenen Hügelkette und der schroffen Küste vor leicht bewölktem Himmel im Hintergrund. Flankiert wird das Festland vom ruhigen Meer rechts im Bild, auf dem vereinzelt Boote segeln.
Hans Purrmann schöpft durch alle Bildschichten aus voller Farbpalette: Der Strand changiert in feinen Abstufungen von hellem Gelb, Braun und Rosafarben. Das Meer ist in leuchtenden Blau-Grün-Tönen angelegt, wenige Pinselstriche deuten einen seichten Wellengang und die glitzernde Wasseroberfläche an. Hiervon heben sich die in intensiven Primärfarben wiedergegebenen Boote, Segel und Strandhäuser stark ab und wirken dynamisierend. In nuancenreichen Rot-Orange- und Grün-Tönen sind Häuser und Bäume sowie Hügelkette und Felsen angelegt, welche sich kontrastierend vom strahlend blauen Himmel absetzen. Der flächige Farbauftrag, die zurückhaltend eingesetzten Konturlinien und vereinzelten Schattierungen heben das Spiel der Farben und die sinnliche Fülle der Küstenlandschaft hervor, die uns der Künstler offenbart.
Diese für Purrmanns Werke charakteristische Farbkraft sowie Landschaften als Quell seiner Inspiration, verweisen auf die Auseinandersetzung mit der französischen Malerei des frühen 20. Jahrhunderts. Nach Studienjahren in Karlsruhe, München und Berlin, waren es persönliche Begegnungen mit Matisse in Paris und die Auseinandersetzung mit Werken Cezannes und Renoirs, die den Künstler dauerhaft prägten.
Zum Zeitpunkt der Entstehung des Gemäldes lebte Purrmann, dessen Kunst in Deutschland als ›entartet‹ galt, in Italien.1
1 Christian Lenz: Hans Purrmann. »Im Kräftespiel der Farben«. Gemälde – Aquarelle, München 2006, S. 6.