Heinz Mack
Flügelrelief
1989
Aluminium, Karton, Silberbronze
81,5 × 101,5 cm
Signiert und "89" datiert sowie rückseitig nochmals signiert und "89" datiert
Zertifikat Prof. Heinz Mack, Mönchengladbach
Atelier des Künstlers; Privatsammlung Venedig
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2020", Düsseldorf 2020
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2020", Düsseldorf 2020, S. 88
Als Maler und Bildhauer der Op-Art prägt Heinz Mack mit seiner Lichtkunst und seinen kinetischen Werken die junge deutsche Kunstszene nach 1945. In Gemeinschaft mit Otto Piene eröffnet er im Herbst 1957 eine Reihe von Abendausstellungen in den Wohnungen der beteiligten Künstler, deren Erfolg schließlich zur Gründung der Künstlergruppe ZERO führt.
Aufgrund fehlender Vorbilder setzen sie die Kunst auf die Stunde Null zurück und wollen von Anfang an die größtmögliche Freiheit und den Neubeginn. Der offene Verbund von Künstlern wollte sich bewusst von der expressiven und emotionalen Gestik der informellen Malerei und des Tachismus absetzen, die das Nachkriegseuropa dominierten. Sie wollten die Formen- und Bildsprache revolutionieren. Anstelle von klassischen Kompositionen stellt die ZERO-Gruppe den Betrachter vor völlig neue Aufgaben. So werden technische Apparaturen und Materialien verwendet, die es so in der Kunstgeschichte noch nicht gab, um die natürlichen Elemente wie Licht, Feuer und Wasser bzw. physikalische Beobachtungen in den Vordergrund zu rücken.
1959 nahm Mack zum ersten Mal an der documenta in Kassel teil und begründet das sogenannte »Sahara-Projekt«, welches zu den frühesten Land Art Projekten zählt. Ab 1962/63 installiert er mehrfach in den Wüsten Afrikas Sandreliefs, Kuben, Spiegel, Flügelreliefs, Segel, Fahnen und monumentale Lichtstelen und filmt bzw. dokumentiert diese Installationen.
In unserem Werk aus der Reihe der »Flügelreliefs« experimentiert Mack – anders als in der Malerei – nicht mit Farbe, sondern mit dem Material und der Form, der Reflexion und der Verortung des Betrachters im Werk. Scheinen die »Flügelreliefs« an zarte Stoffe oder auch Vogelflügel zu erinnern, so zeigt unser Werk ganz deutlich, dass Macks Interesse nicht an derartigen Assoziationen interessiert ist. Vielmehr interessiert ihn der Gegensatz des harten technoiden Materials und der zarten, leichten Flügelform, die scheinbar schwerelos durch den Raum schwebt. Zudem gilt sein Interesse dem Skulpturalen, wobei hier nicht der reine Körper des Kunstwerks gemeint ist, sondern der Bildraum, der maßgeblich vom Licht und der Reflexion geöffnet wird und in dem sich der Betrachter ganz unabdinglich befindet und bewegt – »somit ist jede fixierte Bildidentität aufgehoben«1.
1 Zitiert nach Heinz Mack, »Das Sahara-Projekt«, 1961, in: Dieter Honisch (Hg.), »Mack. Skulpturen 1953-1986«, Düsseldorf und Wien 1986, S. 543.