Karl Schmidt-Rottluff, Gärtner
© VG Bild-Kunst, Bonn

Aquarell, Tusche und Bleistift auf Blanko-Postkarte

15,5 × 10,5 cm

Rückseitig vom Künstler signiert sowie von fremder Hand "32" nummeriert

Rückseitig eigenhändig beschriebene und mit dem Adressstempel "SCHMIDT-ROTTLUFF JERSHÖFT KR. SCHLAWE i/POMMERN" versehene Postkarte, adressiert an Herrn und Frau Professor Curt Herrmann, Pretzfeld b. Bamberg, Franken: "Liebe Herrmanns, Wie geht es Ihnen in Franken? Hier will es immer noch nicht warm werden. C.H. sitzt wohl wieder mitten unter den Blumen u. ist uns alle beschämend in intensiver Arbeit. Alles Gute für den Sommer und herzlichste Grüße Ihr SR u. Emmy Schmidt-Rottluff"

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Expertise

Dokumentiert im Archiv der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung

Provenienz

Atelier des Künstlers; Curt & Sophie Herrmann, Charlottenburg/Pretzfeld; Nachlass Curt & Sophie Herrmann (bis 2017)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Drawn World: Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Düsseldorf 2019
  • Galerie Ludorff, "Schöne Grüße – Künstlerpostkarten", Düsseldorf 2018
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Drawn World. Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Düsseldorf 2019, S. 78
  • Galerie Ludorff, "Schöne Grüße. Künstlerpostkarten", Düsseldorf 2018, S. 74/75

Als Gegenpol zum Stadtleben zieht es Karl Schmidt-Rottluff und seine Frau seit 1920 für mehr als ein Jahrzehnt immer wieder in das pommersche Jershöft. Touristisch wenig geprägt, faszinieren den Künstler hier vor allem die einheimischen Dörfler, die ihren alltäglichen Arbeiten nachgehen. So sind es die Fischer, Handwerker, Bauern und Arbeiter, die der Künstler vermehrt darstellt. Er portraitiert sie nicht als Individuen, sondern das menschliche Tun wird in seiner Ursprünglichkeit und in der Verschmel­zung mit der Natur aufgefasst. »Tatsächlich besaß das einfache Leben und Tun bei Schmidt-Rottluff eine einzigartige Bedeutung, war der Sinn des Lebens und seines künstlerischen Schaffens zu keiner Zeit von der Verpflichtung zur Arbeit zu trennen und ihr ethisch-religiöser Wert eine der Grundvoraussetzungen der menschlichen Existenz.»1 Diese Allgemeingültigkeit setzt der Künstler nicht nur thematisch um, sondern auch in seiner Form- und Farbensprache. Ein schönes Beispiel hierfür, ist die 1922 entstandene Postkarte des »Gärtners«. Skizzenhaft erfasst der Künstler die Konturen des gärtnernden Mannes, dessen Gesichtszüge anonym bleiben. Prägnant ist, dass Schmidt-Rottluff auf Tiefenräumlichkeit verzichtet und sich das Dargestellte auf die Zweidimensionalität beschränkt. So baut er die verschiedenen Bildelemente einfach übereinander, wie in unserem Beispiel, die hockende Rückenfigur. In einem hohen Maße abstrahiert er die Form und steigert expressiv die Farbgebung, während er doch gegenständlich bleibt. Die besondere Leuchtkraft der intensiven Farben verstärkt Schmidt Rottluff einerseits durch Konturen in schwarzer Tusche aber auch andererseits dadurch, dass er zwischen den Farbfeldern das unbemalte helle Papier des Malkartons hervortreten lässt. Die ausdrucksstarke Spontanität, die das Werk ausstrahlt, liegt auch in seiner Funktion als Postkarte begründet, dient das Medium der Postkarte dem Künstler doch häufig als kurze Mitteilung über den Stand seines künstlerischen Schaffens an den Adressaten. In diesem Fall erreicht dieser unbekümmerte, künstlerische Gruß den Maler und Sammler Carl Herrmann, Gründungs- und Vorstandsmitglied der Berliner Secession (1898) und des Deutschen Künstlerbundes (1903), und dessen Frau.

1 Wietek, Gerhard: »Karl Schmidt-Rottluff. Zeichnungen auf Postkarten«, Köln 2010.

Über Karl Schmidt-Rottluff

Der Expressionist Karl Schmidt-Rottluff war ein Mitglied der Künstlervereinigung „Brücke“. Seinen Werken wohnt eine starke Spontaneität inne, die durch den skizzenhaften Malstil und die teils unbemalten Stellen des Malgrunds, aber eben auch durch die Wahl seiner Motive herrührt.

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