Michael van Ofen, Barrikadenbild

Öl auf Leinwand

90 × 85 cm

Signiert und datiert auf der Rückseite

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Provenienz

Atelier des Künstlers; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (direkt vom Künstler)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2024
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2024, S. 118

Burkhard Meltzer beschreibt die Wirkung der an Historienbildern orientierten Werke Michael van Ofens wie folgt: »Trotz starker Ablösungstendenzen von Figur und Detail bleibt der Ausgangspunkt im 19. Jahrhundert durch Bildtitel und Lichtführung noch identifizierbar«. 1)

Diese Aussage wird unserem Werk »Barrikadenbild« von 2003 insofern sehr gerecht, als allein schon sein Titel einen kunsthistorischen Rückgriff auf sein Vorbild darstellt. Van Ofen diente Jean-Victor Schnetz‘ Gemälde »Combat devant l̛Hôtel de Ville le 28 juillet 1830« (franz. »Kampf vor dem Rathaus am 28. Juli 1830«) aus dem Jahr 1833, welches im Petit Palais in Paris zu bestaunen ist, als Ausgangspunkt (Abb. 1, S. 120).

In diesem Werk erkor der französische Maler Schnetz einen jungen, namenlosen Studenten zum Protagonisten seines Meisterwerks und stilisierte ihn damit zum Stellvertreter der Pariser Julirevolution von 1830, zu der sich Arbeiter, Handwerker, ehemalige Nationalgardisten und Studenten zusammenschlossen. Mit erhobenem Bajonett erklimmt der junge Mann die Barrikade und stützt einen sterbenden Arbeiter, der mit letzter Kraft die Trikolore in die Höhe hebt. Über diese den Titel prägenden Straßensperren sollten die Bürger von Paris am 28. Juli des Jahres 1830 stürmen, um sich der reaktionären Politik Karls des X. entgegenzustellen und die Herrschaft der Bourbonen in Frankreich endgültig zu beenden.

Erwähnte Barrikaden bauten die Bürger von Paris mithilfe von Pflastersteinen und Brettern, die in Schnetz' Gemälde im Zentrum der unteren Bildhälfte zu sehen sind. Der Bildgrund wird in seinem Werk durch einen dunklen, unteren Bereich geprägt, in dem ein Gefallener liegt, und einen hellen Bildbereich in der oberen Hälfte, der um das Haupt des Studenten vor der Trikolore gleich dem Nimbus eines Heiligen kulminiert und ihn in seiner bildbestimmenden Funktion bestärkt.

Van Ofen hingegen verleiht diesem Motiv eine nahezu vollständige Auflösung, die zwar in ihrer strukturierten Verschachtelung des Pinselduktus an den Barrikaden-Gedanken seines Ausgangspunktes erinnert, den Betrachtenden jedoch eine konkrete Darstellung verwehrt. Es sind die markanten Farben der Trikolore in der oberen Bildmitte, die in dem ansonsten von Hell-Dunkel-Kontrasten geprägten Gemälde die Assoziation der französischen Flagge hervorruft. Ähnlich wie sein Vorgänger Schnetz definiert der Künstler den Bildgrund durch eine diagonale, von links oben nach rechts unten verlaufender Zäsur. Trotz der fehlenden, durch Bildpersonal bedingten Identifika­tionsfläche gelingt es van Ofen meisterhaft, den Geist der Revolution in seinem Werk auf abstrahierende Weise zu evozieren: Ein spitzer Winkel in der oberen Bildmitte, unter dem sich die prägnanten Farben der Trikolore vereinen, dominiert das Bild und lenkt den Blick des Betrachters, der unweigerlich mit der Frage konfrontiert wird, warum gerade dort eine solch auffällige geometrische Ausrichtung gewählt wurde. Der namenlose Prota­gonist ist in van Ofens Interpretation des altmeisterlichen Gemäldes nicht mehr erkennbar, aber sein kraftvolles Wesen führt die Betrachtenden auf eine faszinierende Art und Weise.

1 Burkhard Meltzer, »Seitenscheitel«, in: »Michael van Ofen. Der Abschied der Braut«, Berlin 2010, S.9 Z. 22-24.

Über Michael van Ofen

Michael van Ofens Oeuvre spannt einen Bogen von der klassischen Landschafts- und Portraitmalerei des 19. Jahrhunderts zur konzeptionellen Kunst der Nachkriegsmoderne.

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