Adolph von Menzel

Korbtragendes Mädchen (Sophie Koch)
1847/1848

Adolph von Menzel, Korbtragendes Mädchen (Sophie Koch)

Bleistift auf Papier

25 × 12,8 cm

Signiert mit dem Monogramm

Figurenstudie zum "Kasseler Karton" (1945 im Krieg zerstört). Das Historienbild zeigt den Einzug von Sophie von Brabant mit ihrem Sohn, dem späteren Landgraf Heinrich, in Marburg im Jahr 1247

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Expertise

Wir danken Herrn Dr. Claude Keisch für die wissenschaftliche Beratung und die Bestätigung der Authentizität anhand einer fotografischen Abbildung.

Provenienz

Unternehmenssammlung Deutschland; Kunstauktionen Hassfurther, Wien (Auktion, 1976, Los 2787); Privatsammlung Schleswig-Holstein; Privatsammlung Niedersachsen (-2023)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2024
  • Hamburger Kunsthalle, "Menzel. Der Beobachter", Hamburg 1982
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2024, S. 124
  • Cornelia Dörr, "Adolf Menzel in Hessen", Diss., Marburg, 1997, Nr. 47, Abb. 55
  • Werner Hofmann (Hg.), "Menzel. Der Beobachter", Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, München 1982, Nr. 29

Bei unserem Werk »Korbtragendes Mädchen (Sophie Koch)« handelt es sich um eine mit Bleistift auf Papier angefertigte Zeichnung von Adolph von Menzel, dem wohl bedeutendsten deutschen Realisten des 19. Jahrhunderts. Die Zeichnung diente als Figurenvorstudie für den sogenannten »Kasseler Karton« (Abb. 1, S. 126 f.), ein monumentales Historienbild, das den Einzug der Sophie von Brabant mit ihrem Sohn Heinrich, des späteren ersten Landgrafen von Hessen, in Marburg im Jahre 1247 darstellt. Menzel fertigte dieses Werk während eines längeren Aufenthalts in Kassel von August 1847 bis März 1848. Die Einladung zu diesem Aufenthalt erhielt er von seinem guten Freund Carl Heinrich Arnold, ein Kunstmaler und Kasseler Tapetenfabrikant, der zu dieser Zeit auch Vorsitzender des Kurhessischen Kasseler Kunstvereins war. Hintergrund dieser Reise war der Wunsch des Kunstvereins, für die Jahresausstellung 1848 ein Werk in Auftrag zu geben, das mit Blick auf das dortige Regierungsjubiläum ein Motiv aus der heimischen Geschichte präsentiert. Arnold vermittelte daraufhin den Auftrag an von Menzel.

Wie in dem Historienbild zeigt unsere Zeichnung eine junge Frau in einem Kleid, die als Kniestück in Profilansicht abgebildet ist. Auf ihrem Kopf balanciert sie einen Korb, den sie mit beiden Händen festhält. Ihr Blick ist nach vorne gerichtet; das ihre Körperformen nachzeichnende Kleid ist mit wohlgesetzten Schattierungen und Linien ausgearbeitet.

Die im Werktitel genannte Sophie Koch findet in der Bezeichnung einer weiteren, heute verschollenen Vorstudie des Gemäldes Erwähnung. Aus dieser lässt sich ableiten, dass von Menzel sein Modell im Kasseler Stadtteil Wesertor bei einem Gärtner namens Pietsch zeichnete. Dabei war er besonders darauf bedacht, die Authentizität sowohl der Körperhaltung als auch der Kleidung des dargestellten Bildpersonals zu wahren. In der finalen Ausführung des »Kasseler Kartons« findet sich die junge Frau in der äußeren linken Hälfte des Gemäldes als Teil einer Dreiergruppe von Ehrenjungfrauen wieder. Ihr Blick ist in die Bildmitte gewandt, in Richtung der Monarchin und ihres kleinen Sohnes. Der Korb, den sie trägt, ist nun jedoch gefüllt mit Früchten, die den beiden als Gaben zu ihrem Einzug in Marburg dargebracht werden sollen.

Leider wurde der ehemals im Kaiser-Friedrich Museum in Magdeburg ausgestellte »Kasseler Karton« während des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 zerstört. Daher bleibt unsere Zeichnung, die maßgeblich zur Realisierung dieser besonderen Auftragsarbeit beitrug, eine der letzten noch erhaltenen Spuren, die es uns ermöglichen, von Menzels Schaffen während seiner Zeit in Kassel nachzuverfolgen.

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