Sam Francis

Untitled (Pasadena Box #1)
1964

Sam Francis, Untitled (Pasadena Box #1)
© VG Bild-Kunst, Bonn

Acryl und Gouache auf Postkarte

13,5 × 10 cm

Rückseitig signiert und "1" nummeriert

Auflage Eins von 100 Unikaten aus der Werkreihe "Pasadena Box"; Herausgeber: Pasadena Art Museum, Kalifornien

Online Catalogue Raisonné Project Burchett-Lere; Registriert im Archiv der Sam Francis Foundation, Glendale, USA unter der Nr. SF64-664

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Provenienz

The Sam Francis Estate, Kalifornien; Privatsammlung Großbritannien (direkt vom Nachlass erworben)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2021", Düsseldorf 2021
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2021", Düsseldorf 2021, S. 18

Geboren am 23. Juni 1923 in San Mateo (Kalifornien, USA) avancierte Samuel Lewis Francis, genannt Sam, zu einem Brückenbauer und Weltenbürger: Bern, Paris, Tokio, Mexico City, New York, Northern und Southern California – sein künstlerisches Universum wird global, was sein Werk nachhaltig prägt und sich in den vorliegenden Werken exemplarisch widerspiegelt.

Im Europa der Nachkriegszeit rücken abstrakte Positionen aus den USA in den Fokus der Kunstszene. So stellte auch Francis erstmalig 1959 auf der zweiten Ausgabe der heute weltbekannten und damals maßgebenden periodischen Großausstellung, der documenta in Kassel aus. Auf der documenta III von 1964 sorgten seine »Drei Wandbilder für das Treppenhaus in der Kunsthalle Basel« (1956/57) für einen besonders spektakulären Eindruck. Und bereits 1963 nahm er an der 32. Biennale in Venedig teil.

Beeinflusst von der jungen, aufstrebenden Kunst in Europa, die sich nach 1945 mit den Strömungen des Informel und Tachismus von der Figuration abwendend abstrakten Ausdruckformen zuwendet, und inspiriert von Jackson Pollock und Willem de Kooning experimentiert Sam Francis mit Farben, Techniken und Texturen. So entwickelte er über die Jahrzehnte hinweg seinen unverkennbaren Stil im Kontext des Abstrakten Expressionismus auf immer wieder neue Weise. Dabei spielt das Medium für ihn eine besondere Rolle. »Paper is much more beautiful than canvas. It’s deeper. I like the way the paint flows into the fiber«, betont Francis.1 Die Leidenschaft für Papier scheint eng verbunden mit der japanischen Tradition, Auseinandersetzung und Suche nach Schönheit, Stil und Sinnlichkeit im Spannungsfeld der kulturellen Entwicklungen: Erstmals reiste Francis 1957 nach Japan und entdeckte eine für ihn nachhaltig prägende Kultur, Lebensart und Gesellschaft. Neben neuen Maltechniken, wie der Tuschemalerei und der Arbeit mit unterschiedlichen Papieren, standen seine Werke nun im Kontext seiner Beschäftigung mit dem Zen-Buddhismus.2 So geht seine künstlerische Entwicklung in den 1960er Jahren verstärkt hin zu einer »Leere« im Bild, die durch – und auch durch die – eine Präsenz der Malerei betont wird. Die bewusste Leere als Verbildlichung der japanischen Idee des »ma«, eines »Intervalls« oder eines »Nicht-Raum-Nicht-Zeit«-Gefüges zu begreifen, die zugleich ein Ausdruck von Stille und Respekt im sozialen Raum zu sein scheint, kann in Bezug auf den multikulturellen Austausch einer globalen Vernetzung ge­sehen werden.3

Sam Francis vereinigt in seinen Werken vermeintlich gegensätzliche Komponenten in ihren unterschiedlichen Facetten simultan und komplementär, was einen sich gegenseitig in seinen Wirkungen potenzierenden Konsens hervorbringt: Die extrovertiertere Strahlkraft begegnet einer introvertierteren Zurückhaltung, Farbe trifft auf Nicht-Farbe, Dynamik auf Kontemplation, Reflexion auf Impuls, Intuition auf Wissenschaft. Dabei ermöglicht die Verwendung von Papier als Malgrund die Steigerung einer tieferen Farbwirkung.

Nach dem »all-over«-Prinzip Pollocks kreiert Francis seine Werke, indem er die Bildträger auf den Boden legt und die Farben von allen Seiten aus aufbringt, wobei er stets über den Blattrand oder einen vorher festgelegten Bildausschnitt hinausgehend arbeitet. Dynamische Farbspuren überlagern Farbflächen, die sich wiederum voneinander ab­grenzen oder ineinanderlaufen. Es entsteht ein ausschnitthaftes, herausgelöstes Fragment als eigenständiges Werk, als Dokument eines künst­lerischen Prozesses.

Francis̛ Werke befinden sich weltweit in bedeutenden musealen Sammlungen, in Deutschland unter anderem in der Hamburger Kunsthalle, dem Museum Ludwig, Köln, der Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin und der Staatsgalerie Stuttgart.

1 Zitiert nach: »Sam Francis« Ausst.-Kat. Gallery Delaive, Amsterdam 2005, S. 8.

2 Chu, Christie. »6 Things to Know About Sam Francis on His Birthday«, artnet news (New York), June 25, 2015, S. 1–4. URL: https://news.artnet.com/art-world/6-things-about-sam-francis-311572.

3 »Richard Speer-The Space of Effusion: Sam Francis in Japan«, Moors Magazine (Netherlands), 2020.

Über Sam Francis

Sam Francis zählt zu den bedeutendsten Vertretern der zweiten Generation des Abstrakten Expressionismus. Beeinflusst durch das europäische Art Informel und den Zen-Buddhismus, entwickelt er ein Œuvre, das die Idee der Leere mit der Anwesenheit der malerischen Präsenz zu vereinen sucht.

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