Serge Poliakoff
Bleue rouge lie-de-vin
1965
Öl auf Leinwand
65 × 81 cm
Signiert
Werkverzeichnis Poliakoff 2012 Nr. 65-09
Alexis Poliakoff, Archives Serge Poliakoff, Paris, dort registriert unter der Nr. 965047
Galerie im Erker, St. Gallen, Schweiz; Galerie d'Art Moderne, Basel, Schweiz
- Galerie Ludorff, "Serge Poliakoff – Architekt einer bildnerischen Poesie", Düsseldorf 2009
- A.F.A.A., "La Pintura Francesa Contemporanea", Südamerika 1969
- Galerie d'Art Moderne, "Serge Poliakoff", Basel 1966
- Galerie Flaviana, "Serge Poliakoff", Lugano 1965
- Galerie Raeber, "Serge Poliakoff", Luzern 1965
- Galerie im Erker, "Poliakoff", St. Gallen 1965
- Alexis Poliakoff, "Serge Poliakoff. Catalogue raisonné, Band IV, 1963-1965", Paris 2012, Nr. 65-09, S. 239
- A.F.A.A., "La Pintura Francesa Contemporanea", Ausst. Kat., Südamerika 1969, Nr. 37 ill.
- Galerie d'Art Moderne, "Serge Poliakoff", Ausst. Kat., Basel 1966, Nr. 33
- Galerie Raeber, "Serge Poliakoff", Luzern 1965, Nr. 34
- Galerie Flaviana, "Serge Poliakoff", Ausst.-Kat., Lugano 1965, Nr. 29 ill.
- Galerie Im Erker, "Poliakoff", Ausst. Kat., St. Gallen 1965, Nr. 42, Nr. 42
"Je mehr die bildende Kunst auf das Abbild verzichtet und 'Inbild', ja, schließlich ein 'Gegenbild' formuliert, um so näher rückt sie der Musik. Musik hatte immer schon mit der Findung von absoluten Werten zu tun [...] Es war Kandinsky, der - nach 1937 - den jungen Poliakoff entdeckte und ermutigte. Poliakoff konnte nur 'nebenbei' malen (geometrisierte Landschaften im Nachhall Cézannes), er verdiente sein Brot als Musiker. So war ihm die Beziehung beider Künste nicht aus der Theorie mitgegeben, sie war ihm wahrhaft existentiell. Auch Paul Klee hat geschwankt, ob er Musiker werden solle [...] Poliakoff aber musste schlechthin sich als Caféhaus-Musiker (Banjo, Balalaika, Gitarre) durchschlagen - bevor ihm endlich als reifem Manne (er war schon Mitte Vierzig), das Echo auf seine Bilder erlaubte, den Broterwerb 'Unterhaltungsmusik' an den Nagel zu hängen. Das war vor fünf oder sechs Jahren. Das weitere hört sich wie ein Märchen für Illustrierte an [...]. Was mag einen so elementaren Erfolg herbeigeführt haben? Ganz ohne Zweifel sein unmittelbares, einfach - direktes Verhältnis zum 'Machen'. Es ist fast, als wenn er Bilder 'ausatmete'. Das wird für einen genauen Betrachter auf den Bildern geradezu ablesbar. Gewiss, es hieße den Werkvorgang außerordentlich zu unterschätzen, wenn man seine Malerei kurzerhand unproblematisch nennte. Sie profitiert von der Sicherheit, die sich abstraktes Malen inzwischen rings auf der Welt erwarb. Sie ist nicht mehr abstrakt und 'von etwas' abstrahiert; sie verfährt von Anfang an absolut. Will sagen, sie kämpft nicht, sie hat keine Ideologie: sie vollzieht sich, ohne zu fragen [...] Er geht aus vom Rahmen, vom Rand des Gevierts, und baut sich mit kurvig gebogenen oder krummen, mitunter auch geraden Linien flächig gehaltene, streng unterschiedene Grundeinheiten des Bildes zurecht. Sie sehen mitunter aus wie Naturstein - 'Hausteine' von unregelmäßiger Form. Die aber zwingt er gleichsam zusammen zu einer Begegnung in der Mitte des Bildes. Dort in der Mitte liegt die Entscheidung. Helldunkel-Werte, reich kontrastiert, geraten in Spannung und suchen Ausgleich. Es ist Ausgleich in schwebend zarten oder in voll orchestrierten Klängen [...] Michel Ragon spricht mit Recht von einer Art Sinfonie. Sie ergibt sich aus 'reinem' Malen, aus Raum, Materie und Schweigen. Aus Fermaten von Stille und Innerlichkeit - das Wort im besten Sinne verstanden. Poliakoff operiert mit Nuancen, mit diskreten Verschiebungen der Gewichte, der Tonalität und Konkordanzen. Gleichwohl erklingt da, aufs Ganze gesehen, eine der großen Erfindungen mächtige, überzeugende 'Vox Humana'. Die Farbe schwebt und die Stille vibriert: Dieser Mann musiziert ins Unendliche hinein."1)
Anmerkung.:
1) Albert Schulze Vellinghausen, "Malerei und Musik bei Poliakoff", in: "Serge Poliakoff", Ausst.-Kat., Kunstverein Hamburg, Hamburg 1958, o.S.