Thomas Ruff

Porträt 1985 (N. Ahlers)
1985

Thomas Ruff, Porträt 1985 (N. Ahlers)
© VG Bild-Kunst, Bonn

C-Print

210 × 165 cm

Rückseitig signiert, datiert und "2/4" nummeriert

Auflage 4 + 1 AP

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Provenienz

Privatsammlung Niederlande

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Frühjahr 2021, Düsseldorf 2021
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Kunst im Rheinland", Düsseldorf 2023, S. 100
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2021", Düsseldorf 2021, S. 128
  • Matthias Winzen (Hg.), "Thomas Ruff. Fotografien 1979 - heute", Ausst.-Kat. Museum Folkwang Essen et.al., Köln 2001, Nr. POR-F56 (anderes Exemplar)

Thomas Ruff beginnt seine Serie der »Porträts« während seines Studium in der berühmten Becher-Klasse, zu einer Zeit, in der dieses Genre nur eine untergeordnete Rolle in der zeitgenössischen Kunst spielt. Mit dem Ziel eine Art Ahnenreihe mit 100 Aufnahmen in 24 x 18 cm zu schaffen, fotografiert er ab Anfang der 1980er Jahre gleichaltrige Kommilitoninnen und Freundinnen aus dem Nachtleben auf der Ratinger Straße nach einem strengen Konzept: Die Porträtierten sollten in Alltagskleidung und möglichst ausdruckslos und neutral blickend abgelichtet werden. Ruff entschied sich beim Bildausschnitt für ein an Gipsbüsten erinnerndes Brustbild und sorgte für eine gleichmäßige Ausleuchtung des Bildes.1 Später vergrößerte er einige ausgewählte Abzüge und konfrontierte die Betrachter*innen mit riesigen Gesichtern in 210 x 160 cm, von denen wir hier ein Beispiel zeigen. Überlebensgroß und scharf bis ins kleinste Detail blickt eine junge Frau mit kurzen, braunen Locken, bekleidet mit einer weißen Bluse mit floralem Druck in Blau und Oliv am Betrachter vorbei aus Thomas Ruffs großformatigen »Porträt 1985 (N. Ahlers)«. Der Hintergrund leuchtet im selben Rot wie die geschminkten Lippen der Frau.

Ruff macht sein Konzept, die Technik und vor allem das Medium der Fotografie zu zentralen Themen seiner Kunst und hinterfragt diese. Was kann Fotografie? Welche Informationen lassen sich in den Bildern ablesen und welche nicht? Wie ist das Verhältnis der Fotografie zur Realität und was sagen seine »Porträt« betitelten Fotografien tatsächlich über die Person im Bild aus? Ruff postuliert, dass – so detailscharf und hochaufgelöst sie auch sein mag – Fotografie nur Oberfläche abbildet, nicht »unter die Haut geht« und (zumindest als Einzelaufnahme) nichts über die Persönlichkeit der Person aussagt, obwohl gerade dies das Ziel eines Porträts im traditionellen Sinne ist.2 Vor allem diese Diskrepanz zwischen den Versprechungen des Titels, der hochaufgelösten und detailreichen Technik und der besonderen Situation einem menschlichen Gesicht gegenüberzustehen, machen die Fotografien dieser Serie spannend.3

1 Alle Informationen zur Porträt-Serie vgl. Matthias Winzen (Hg.), »Thomas Ruff. Fotografien 1979 - heute«, Ausst.-Kat. Museum Folkwang Essen et.al., Köln 2001, S. 180 und Thomas Ruff im Video von Ralph Goertz, iks, Düsseldorf sowie Haus der Kunst (Hg.), Thomas Ruff, Works 1979-2011«, Ausst.-Kat., München 2012.

2 Später revidiert er, dass eine Serie aus verschiedenen Aufnahmen einer Person möglicherweise doch eine Aussage über deren Persönlichkeit zulassen könne.

3 Ruff hat sich anfangs gesträubt, die Namen der Dargestellten anzugeben, was sogar zu Anfeindungen geführt hat, weil er das Bedürfnis zu erfahren, wer die Person ist, ins Leere lief.

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