Christian Rohlfs
Gladiole
1932
Kreide und Tempera auf Papier
28,5 × 38,9 cm
Signiert mit dem Monogramm und "32" datiert
Prof. Dr. Paul Vogt, Essen 1995
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2019", Düsseldorf 2019
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2019", Düsseldorf 2019, S. 103
Mit wenigen Pinselzügen und leichten, durchscheinenden Farbflächen schieben sich die grünen Stängel und die roten Blüten der Gladiole diagonal vor den atmosphärisch vibrierenden blau-gelben Grund. Herausgelöst aus ihrer natürlichen Umgebung und mit einem ins Abstrakte aufgelösten Hintergrund konzentriert sich Rohlfs auf die Präsentation der Blume in ihrer strahlend leuchtroten Pracht. Weitestgehend auf Blau- und Gelbtöne beschränkt erscheinen die Farbflächen durch die vertikale Ausrichtung wie im Regen glitzernde Lichtreflexe. Das transparente Kolorit und die zarten Konturen der Pflanze unterbrechen das sich ausdehnende Farbspiel nicht. Allein durch die übereinandergelegten Blüten evoziert Rohlfs eine Körperlichkeit und setzt farbige Akzente entgegen dem sonst planen Grund.
Christian Rohlfs verbringt ab 1927 bis 1938 einen Großteil des Jahres am Lago Maggiore im schweizerischen Ascona. Blumen nehmen im Œuvre Rohlfs’ einen wichtigen Platz ein. Ihre subtile Farbigkeit und empfindliche Schönheit bannt der Künstler von Anbeginn seines Schaffens bis in die späten Jahre auf Leinwand und Papier. »In seiner Bildgestaltung sucht Rohlfs etwas von dem mitzuteilen, was durch den Prozess des Sehens und Erkennens hinter den Dingen sichtbar wird, was aber dem unmittelbar sinnlichen Begreifen der Wirklichkeit entzogen ist.«1 Diese derart angestrebte Immaterialität, welche die innere Vorstellung des Künstlers mit dem optisch Erlebten zu einer neuen Bildwirklichkeit verdichtet, führt Rohlfs zu einer starken Abstraktion der realen Welt. Nicht durch die genaue Abbildung ihrer Formen, sondern durch die Kraft der Farbe wird sie auf der Bildfläche zum Leben erweckt – hier durch die Verwendung der Primärfarben zu einem besonders Intensiven.
- Hubertus Froning, »Von der äußeren Wirklichkeit zum inneren Bild«, in: Christian Rohlfs, Ausst.-Kat. Braunschweig 1993, S. 17.