Henri-Edmond Cross

Un Pin en bord de mer
ca. 1905

Henri-Edmond Cross, Un Pin en bord de mer

Aquarell und Bleistift auf Papier

22,3 × 15,7 cm

Signiert

Aufgenommen iAufgenommen in den in Vorbereitung befindlichen Nachtrag zum Werkverzeichnis der Aquarelle von Henri-Edmond Cross unter der Nr. 23.05.31/857

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Expertise

Patrick Offenstadt, Neuilly-sur-Seine 2023

Provenienz

Alexander Schick, Berlin; Privatsammlung (durch Erbschaft); Christie's, Paris (Auktion 21. Mai 2008, Los 27); Stephen Ongpin Fine Art, London (-2010); Privatsammlung Glasgow (2010-2023)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2024
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2024, S. 18

In zarten bis dunklen Blau-, Grün- und Türkis-Tönen reiht sich auf unserem Blatt Farbtupfer an Farbtupfer. Im Zusammenspiel bilden sie beinahe spielerisch eine Pinie vor dem angedeuteten Mittelmeer. Der Baumstamm ist in strahlendem Orange hervorgehoben und der Boden der südländischen Landschaft mit einem Gelb-Ocker-Ton angedeutet. Die hellen Zwischenflächen des Papiers unterstützen die Strahlkraft der Farben und verbreiten so die Stimmung eines warmen Sommertages am Meer.

Seit 1891 lebt Henri-Edmond Cross 1) an der französischen Riviera. Fasziniert vom gleißenden Licht an der Küste und den leuchtenden Farben des Mittelmeers entwickelt er seine Malweise weiter, die 1884 mit der Gründung des »Salon des Indépendants« in Paris begann und ihn gemeinsam mit Künstlern wie Georges Seurat und Paul Signac zu einem Wegbereiter der Moderne machte. Ausgehend vom Impressionismus suchten diese Künstler in ihren Werken nach Objektivität und ästhetischer Wirkung. Statt die Farben schon vor dem Auftragen zu mischen, malten sie einzelne Farbtupfer, später auch breitere Farbflächen, die sich erst im Auge der Betrachtenden durch optische Verschmelzung zum angestrebten Sujet und seiner Farbwirkung verbinden. Diese als Pointillismus oder Divisionismus bezeichnete Stilrichtung gab der Farbe eine zu diesem Zeitpunkt neue, abstrakte Funktion als autonomes Gestaltungsmittel und ebnete den Weg der Moderne hin zur abstrakten Kunst.

Es sind die südlichen Landschaften und Cross' stete Suche nach Harmonie und Einheit von Mensch und Natur, die seine Malerei thematisch prägen. Das Spätwerk des französischen Künstlers zeichnet sich dabei durch eine stete Zuwendung zum Aquarell aus. Direkt vor dem Motiv malend erlauben ihm das kleine Format und der schnelle Trocknungsprozess die unmittelbare Übertragung von Natureindrücken. Sein Stil wird weicher, die Technik weniger dogmatisch.

Nur ein Jahr nach dem Entstehen unseres Aquarells verstirbt Cross mit nur 54 Jahren an einem Krebsleiden. 1912 werden 17 seiner Arbeiten auf der ersten Sonderbund-Ausstellung in Köln gezeigt. Sammler wie Harry Graf Kessler und Karl Ernst Osthaus werden auf ihn aufmerksam und erwerben seine Arbeiten. Renommierte Museen wie das Städel Museum in Frankfurt bewahren bis heute seine Werke in ihren Sammlungen. Diffamiert als entarteter Künstler verschwinden Cross' Arbeiten im Nationalsozialismus in Deutschland jedoch von der Bildfläche. 2018 widmet ihm das Museum Barberini in Potsdam erstmals in Deutschland eine Retrospektive. 2)

1) Den Namen Cross nahm der französische Maler ab 1883 als Pseudonym für seinen Geburtsnamen Delacroix an, um einer Verwechslung mit dem Maler Eugène Delacroix (1798-1863) vorzubeugen.

2) »Farbe und Licht. Der Neoimpressionist Henri-Edmond Cross«, Museum Barberini Berlin, 17. Nov 2018 – 17. Feb 2019.

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