Käthe Kollwitz
Mütter
1919
Lithografie auf Velin
Darstellung: 43,5 × 58,5 cm
Blatt: 51,2 × 68,5 cm
Signiert
Auflage 275; Herausgeber: Emil Richter, Dresden
Werkverzeichnis Knesebeck 2002 Nr. 140; Werkverzeichnis Klipstein 1955 Nr. 135
Privatsammlung USA
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Frühjahr 2022, Düsseldorf 2022
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2022", Düsseldorf 2022, S. 83
- Alexandra von dem Knesebeck, "Käthe Kollwitz – Werkverzeichnis der Graphik. Neubearbeitung des Verzeichnisses von August Klipstein", Bern 2002, Nr. 140
- August Klipstein, "Käthe Kollwitz – Verzeichnis des graphischen Werkes", Bern 1955, Nr. 135
Käthe Kollwitz, eine der wohl bedeutendsten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, wird als erste Frau ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und gleichzeitig zur Professorin ernannt widmet sich in ihrem zeichnerischen, grafischen und später auch plastischen Œuvre vor allem sozialer und persönlicher Themen. Damit bewegt sie sich zwar entgegen der zeitgenössischen Strömung, dennoch erlangt sie schließlich weltweite Bekanntheit. Maßgeblich begründet diesen Erfolg die grafische Arbeit der Künstlerin. Ihre Motive findet die Künstlerin in ihrer unmittelbaren Umgebung. Besonders das Armenviertel im Norden Berlins, in welchem sie selbst über 50 Jahre bis zur Ausbombung ihres Ateliers im Jahr 1944 lebt und arbeitet, dient ihr immer wieder als Vorlage, um die ungeschönte, oft auch erschreckende Lebensrealität der Menschen auf sensible und dennoch realitätsnahe Weise abzubilden.
So auch in unserer Lithografie »Mütter« von 1919: Zärtlich vergräbt die zentrale weibliche Figur im Bild ihr Gesicht in den Haaren ihres Sohnes. Die Augen geschlossen hat sie die kraftlos herabhängenden Arme schützend um ihre beiden Kinder geschlungen, die sich an den vertrauten Körper ihrer Mutter schmiegen.
Auch links und rechts dieser Figurengruppe finden sich Mütter mit ihren Kindern, teils noch im Säuglingsalter, eng beieinanderstehend, den Blick meist unmittelbar auf den Betrachter gerichtet. Die müden Augen der Frauen liegen tief in den Höhlen der faltigen, von harter Arbeit gezeichneten Gesichter, während die Mimik der zarten Kinderköpfe Hilfsbedürftigkeit und Unschuld verströmt. Die greisenhaft erscheinende Frau am linken Bildrand hat das Gesicht voller Erschöpfung und stiller Verzweiflung in ihre knochigen Hände vergraben.
Durch den gekonnten Einsatz von Licht und Schatten sowie mittels der weichen Übergänge der Konturen gelingt es Käthe Kollwitz in dieser Arbeit, die ausgemergelten Gestalten aus dem Dunkel des Bildraumes heraus erscheinen zu lassen und eine intime Stille und eine unmittelbar berührende Atmosphäre zu erzeugen ohne sentimental zu wirken.