Katharina Grosse
Ohne Titel
2004

Acryl auf Aluminium
227 × 94 cm
Rückseitig signiert, datiert und "2004/7017 M" nummeriert
Galerie nächst St. Stephan, Wien; Privatsammlung Paris
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Herbst 2022, Düsseldorf 2022
- Galerie Ludorff, "Kunst im Rheinland", Düsseldorf 2023, S. 118
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2022", Düsseldorf 2022, S. 54
Einmal mehr verbildlicht sich in diesem leuchtenden Werk Grosses Credo, dass Farbe wechselhaft und stimmungsvoll ist und voller Leben dynamisch vor- und zurückspringende Bildräume erschafft, deren Wirkung sich der Betrachter nicht entziehen kann. Grosse, die unter anderem dafür bekannt ist, losgelöst vom klassischen Bildträger zu arbeiten, häufig architektonische Gebilde, Alltagsgegenstände oder gar die pure Natur in ihre farbgewaltigen Arbeiten integriert, wählt in diesem Fall eine über zwei Meter hohe Aluminiumplatte, um durch schleierartig übereinander arrangierte Farbstreifen aus Acryl die Gleichzeitigkeit eines eigentlich sukzessive entstehenden und zum Betrachter hin offenen Bildraumes zu erzeugen. Sie selbst beschreibt dieses Phänomen:
»Was ich […] besonders finde beim Malen ist die Tatsache, dass eben alles auf der Fläche übereinandergestapelt ist und nachher alles gleichzeitig zu sehen ist, sodass du später so eine Art Zeit-Cluster siehst. Du siehst die ersten Dinge, die du auf der Fläche gemacht hast und die, die du zum Schluss gemacht hast, gleichzeitig. Es gibt kein Nacheinander, und das ist so besonders.«1
In der Art ihrer intensiven Farbverwendung erkennt man eine Orientierung an der amerikanischen Farbfeldmalerei und dem abstrakten Expressionismus, eindeutig spürbar ist aber vor allem der Einfluss ihres Lehrers an der Kunstakademie Düsseldorf, Gotthard Graubner. Ob mit der Spritzpistole, ihrem favorisierten Malutensil, oder dem Pinsel aufgetragen – die kontrastreiche Farbpräsenz ihrer Arbeiten hat eine unmittelbare Wirkung auf den Betrachter.
»Ich dachte, ein Bild muss einem entgegenstehen. Das muss wirklich wie ins Gesicht ragen. Das darf nicht irgendetwas Ruhiges, Kontemplatives für sich in einem speziellen Raum sein.«2
1 + 2 vgl. Katharina Grosse im Interview mit Marion Leibrecht in Mainz, 13.Oktober 2020: https://pressetreff.3sat.de/programm/dossier/katharina-grosse-ein-bild-darf-nichts-ruhiges-kontemplatives-fur-sich-sein