Lotte Laserstein

Zwei Jungen mit Öllampe
1933

Lotte Laserstein, Zwei Jungen mit Öllampe
© VG Bild-Kunst, Bonn

Öl auf Holz

42,5 × 61 cm

Signiert

Werkverzeichnis Krausse 2006 Nr. M 1933/4

120.000,00 €

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Provenienz

Gallery Moser & Klang, Stockholm (- 1988); Kunsthandel Max Rutherston, London (1988 - Anfang 1990er); Jonathan Cooper Gallery, London (Anfang 1990er); Privatsammlung Großbritannien (Anfang 1990er - 2024)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "50 Jahre", Part I, 4. Apr. - 7. Jun., Düsseldorf 2025
  • Das Verborgene Museum, "Lotte Laserstein 1898–1993. Meine einzige Wirklichkeit", in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Berlin, Museum Ephraim-Palais, 7. Nov. - 1. Feb., Berlin 2003/2004
Literatur
  • Galerie Ludorff, "50 Jahre", Part I, Düsseldorf, 2025
  • Anna-Carola Krausse, "Lotte Laserstein (1898-1993). Leben und Werk", mit Werkverzeichnis (CD), Berlin 2006, Nr. M 1933/4
  • Anna-Carola Krausse, "Lotte Laserstein - Meine einzige Wirklichkeit", Berlin 2003, Nr. 98, S. 129

Lotte Lasersteins Malerei hat mich vom ersten Moment an elektrisiert. Wir entdeckten ihr Werk keineswegs in einer kleinen Galerie oder in einem alten Ausstellungskatalog. Trotz erster Hinweise eines befreundeten skandinavischen Kollegen, öffneten sich unsere Augen erst so richtig, als wir 2018 im Frankfurter Städel eine wahrhaft berauschende Ausstellung sahen.

Es ist ein großes Glück, wenn man als Kunsthändler hin und wieder ganz besondere Stücke in den Händen halten und diese auch vermitteln darf. Einen Künstler dieser Güte ganz neu für sich zu entdecken ist aber viel mehr als nur ein großes Glücksgefühl, es ist eine Offenbarung. An den meisten bedeutenden Künstlern ist man vermeintlich hier und da bereits einmal vorbeigekommen. Meint man jedenfalls! Die Faszination für die Werke von Laserstein machte mich aber sprachlos. Wie konnte man sie denn überhaupt vergessen haben?! Es bedurfte aber auch keiner Worte mehr. Wir schauten und schauten, Bild für Bild, und entdeckten und wollten immer mehr sehen und immer genauer hinschauen.

„Zwei Jungen mit Öllampe“ ist ein frühes Meisterwerk der Künstlerin, die als sogenannte Vierteljüdin Berlin und Deutschland bereits 1937 ungeachtet ihrer Erfolge und Würdigungen hinter sich lassen musste. Ihre Karriere wie auch ihre Familiengeschichte wurden jäh vom Schrecken der NS-Diktatur durchkreuzt. Die Geschehnisse bleiben rückblickend mehr als bitter aber die Tatsache, dass die Künstlerin sich in Skandinavien behaupten konnte und ihre Wiederentdeckung in ersten Ausstellungen in Londoner Galerien in den 1990er Jahren tatsächlich noch miterlebt hat, führt aus heutiger Sicht zu einem Minimum an Genugtuung.

Mich begeistert ihre Malerei, weil sie trotz oder gerade wegen der so schwierigen Umstände den Menschen ins Zentrum ihres Schaffens stellt. Hierbei verharrt sie aber keineswegs darauf, sich als eine der ersten Künstlerinnen akademisch zu beweisen. Ihr geschulter Blick widmet sich zwar sehr aufmerksam den äußeren Merkmalen der dargestellten Personen, aber ihr Hauptaugenmerk liegt eben nicht auf der akademisch korrekten Wiedergabe der Personen und der Objekte. Sie konzentriert sich voll und ganz auf die Seele der Dargestellten und auf den Ausdruck ihrer Gefühle und hierbei ist sie trotz des eindeutig figurativen Stils sehr vielseitig, was beispielsweise den Farbauftrag angeht. Sie spielt mit dem Farbauftrag und vor allem auch damit, welche Bereiche präziser und welche Bereiche freier aufgefasst werden. In diesem Punkt ist sie sehr frisch und modern.

In dem vorliegenden Gemälde konzentriert sich Laserstein auf die großen Augen der Jungen und die unschuldigen Gesichter, die im Licht einer vor ihnen flackernden Öllampe dargestellt sind und diese mit großer Faszination betrachten. Der karge, nicht weiter geschilderte Raum wird von dem warmen, flackernden Licht erfüllt. Es ist fast so, als ob die Künstlerin die Kinder mit dem warmen Licht der Öllampe einhüllen möchte. Um die Beiden herum arbeitet sie jedenfalls mit freieren, weicheren und breiteren Pinselbahnen. Draußen mag es bitterkalt gewesen sein und die Flamme wird sicher auch Wärme ausgestrahlt haben. Da Laserstein in den wirtschaftlich kargen Jahren, gegen Ende der Weimarer Republik aber hauptsächlich Freunde und deren Kinder darstellte, liegt der Schluss nahe, dass sie hier zwei jüdische Kinder gemalt haben könnte, die sie mittels des Bildausschnittes und der Umhüllung mit warmem Licht vor dem zunehmenden Schrecken der Nazis in Schutz nehmen und für die Nachwelt festhalten wollte. Die Flamme sei vor allem als Zeichen der Hoffnung zu verstehen. Ich empfinde aber auch Freude an dem Gedanken, dass die Kinder das Geschehen in der Außenwelt für einen Moment hinter sich lassen konnten und ich stelle mir gerne vor, wie Lotte Laserstein derartige Situationen und die Menschen im Allgemeinen mit ebenso großer Faszination betrachtete und während des Malens für einen Moment alle Sorgen und Probleme ausblenden konnte. In diesem Moment entsteht dann eine perfekte Symbiose zwischen dem Betrachter, der Künstlerin und den Dargestellten. Derartige Momente und Gedanken faszinieren mich und machen mich glücklich.

MANUEL LUDORFF

Über Lotte Laserstein

Lotte Laserstein war eine deutsch-schwedische Malerin (1898-1993).

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