Max Liebermann
Colomierstraße in Wannsee
1916
Öl auf Leinwand
72 × 91 cm
Signiert und datiert
Werkverzeichnis Eberle 1996 Nr. 1919/16
Gutachten: Prof. Dr. Matthias Eberle, Das Max Liebermann-Archiv, Berlin
Kunsthandlung Paul Cassirer, Berlin (erworben und verkauft am 1. Sep. 1916); Kunsthandlung J.P. Schneider, Frankfurt a. Main (1. Sep. 1916-); Privatsammlung Frankfurt a.M. (-1927); Cassirer-Helbing, Berlin (1927); Kunsthandlung F.A.C. Prestel, Frankfurt a.M., (98. Auktion, 6. März 1929, Lot 66); Sammlung Hermann Hugo Neithold, Dresden (1929-2039); Nachlass Sammlung Neithold, Dresden (1939-2022)
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Frühjahr 2023, Düsseldorf 2023
- Kunstsammlungen und Museen Augsburg, "Ein Kaufmann als Kunstfreund. Die Gemäldesammlung von Hermann Hugo Neithold", Augsburg 2016
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2023", Düsseldorf 2023, S. 82
- Kunstsammlungen und Museen Augsburg (Hg.), "Ein Kaufmann als Kunstfreund. Die Gemäldesammlung von Hermann Hugo Neithold", Ausst.-Kat., Berlin/München 2016, Nr. 13
- Matthias Eberle, "Max Liebermann. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien 1900-1935", Bd. II, München 1996, Nr. 1916/16
- Holly Prentiss Richardson, "Landscape in the Work of Max Liebermann", Ann Arbor 1991, S. 204, Nr. 579
Mit dem Erwerb, 1909, des Grundstücks nahe des Berliner Wannsee, schafft Max Liebermann nicht nur ein neues Zuhause für sich und seine Familie, sondern findet darin auch ein immer wiederkehrendes Motiv für spätere Werke. Innerhalb eines Jahres lässt er eine herrschaftliche Villa auf dem Grundstück erbauen, in welcher er bis zu seinem Lebensende wohnen wird.
Ab 1910 malt Liebermann zahlreiche Werke, die das private Domizil, als auch den umliegenden Garten in unterschiedlichen Ausschichten und Perspektiven zeigt. Liebermanns Vorliebe für die Freilichtmalerei findet in diesen Darstellungen besondere Beachtung. Sein meisterliches Empfinden für Licht und Schatten zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten lassen seine Werke besonders atmosphärisch und stimmungsvoll wirken. Trotz immer wiederkehrender oder ähnlicher Motivik gleicht kein Werk dem anderen.
In dem vorliegenden Gemälde präsentiert uns Max Liebermann die Ansicht der Colomierstraße. Die Colomierstraße führt an der Seite von Liebermanns Villa in Richtung Wannsee entlang und lässt am Ende einen kleinen Ausblick auf den blauen See zu. Die Allee ist links und rechts von Bäumen gesäumt. Die dichten Baumkronen lassen nur punktuell Licht durchscheinen, sodass sich am Boden ein spannendes Muster aus Licht und Schatten ergibt. Das satte und facettenreiche Grün der Bäume sowie der akkurat geschnittenen Hecke vor seinem Haus, lassen annehmen, dass das Bild einem Frühlings- oder Sommertag entstanden sein muss. Die lange Allee, die sich mit zunehmender Bildtiefe verjüngt, sorgt kompositorisch für Gradlinigkeit und steht im Kontrast zum leichten und dynamischen Pinselstrich des Künstlers. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass sich Max Liebermann, an seinen französischen Vorreitern und Zeitgenossen des Impressionismus orientiert hat. Im Unterscheid zu diesen arbeitet er jedoch grober und naturalistischer.
Mit diesem Werk dokumentiert Liebermann sein »kleines Schlösschen« wie er es gerne auch nannte und symbolisiert zugleich ein für ihn empfundenes Idealbild von Privat- und Arbeitsumfeld.
Hermann Hugo Neithold kaufte das Gemälde 1929 für seine private Kunstsammlung. Der deutsche Privatier baute sich mit Werken seiner Zeitgenossen, darunter zwei Gemälde von Max Liebermann und ein Gemälde von Lovis Corinth eine bedeutende Sammlung auf, die bis zum heutigen Tage erhalten geblieben war.