Otto Mueller

Weiblicher Halbakt (Porträt Maschka Mueller)
ca. 1925

Otto Mueller, Weiblicher Halbakt (Porträt Maschka Mueller)

Kreide und Aquarell auf Papier

50 × 34 cm

Signiert und mit dem Adressstempel von "Hildebrand Gurlitt - Direktor des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen" (1948-1956) auf der Rückseite

Werkverzeichnis Pirsig-Marshall/von Lüttichau 2020 Nr. 1925/41 (815); Werkverzeichnis Pirsig/von Lüttichau 2003/07/08 Nr. 815

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Provenienz

Hildebrand Gurlitt, Düsseldorf; Galerie Wolfgang Ketterer, München (Auktion 43, 1980, Los 1121); Elfriede Wirnitzer, Baden-Baden; Privatsammlung Basel (-2013, durch Erbfolge); Hauswedell & Nolte, Hamburg (Auktion 444, 2013, Los 58); Galerie Ludorff, Düsseldorf (2013-2014); Unternehmenssammlung Bayern (2014-2023)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023
  • Galerie Ludorff, "Muse & Modell", Düsseldorf 2014
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023, S. 114
  • Tanja Pirsig-Marshall/Mario-Andreas von Lüttichau, "Otto Mueller: Catalogue Raisonné. Bd. II: Zeichnungen und Aquarelle/Drawings and Watercolours", Leipzig 2020, Nr. 1925/41
  • Galerie Ludorff, "Muse & Modell", Düsseldorf 2014, S. 14
  • Mario-Andreas von Lüttichau/Tanja Pirsig, "Otto Mueller. Werkverzeichnis der Gemälde", CD-ROM, München 2003, Essen 2007/08, Nr. 815

Von 1910 bis zur Auflösung im Jahr 1913 zählt Otto Mueller zu den aktiven Mitgliedern der »Brücke«. Seine Kunst dieser Zeit ist ebenfalls als Reaktion auf die intensiven Sinneseindrücke Berlins und den Wandel seiner Zeit zu lesen. Während die anderen Mitglieder der »Brücke« das hektische und energiegeladene Treiben in nahezu kollektivem Stil zu schildern versuchen, setzt Mueller dieser Dynamik ganz bewusst einen deutlich ruhigeren Stil in gedämpften Tönen entgegen. Auch thematisch entsagt er der Darstellung sämtlicher Aspekte des Tagesgeschehens und Nachtlebens. Vielmehr konzentriert er sich auf intime Darstellungen des Menschen. (1) Mueller sucht in seiner Kunst nicht nach dem Brüchigen seiner Zeit, sondern nach dem Ursprünglichen. Sein »Faszinosum […] beruht auf seiner Fähigkeit, ›nach Innen‹ sehen zu können. Seine künstlerische Motivation liegt weniger in der Beschreibung oder der Kritik von Zuständen als vielmehr in der Suche nach dem Selbst, nach dem Menschlichen und ganz zentral in der Suche nach dem Wesen von Mann und Frau.« (2)

In der vorliegenden Zeichnung »Weiblicher Halbakt (Porträt Maschka Mueller)« zeigt Mueller aus leicht seitlicher Ansicht das Brustbild einer unbekleideten jungen Frau. Das Gewicht des Oberkörpers lastet auf den nach Hinten ausgestreckten Armen. Der Kopf ist leicht geneigt und den Betrachtenden zugewandt. In Gedanken versunken hat sie den Blick zur unteren rechten Bildecke gesenkt. Nur vage deuten die lockeren Kreidelinien und der spontane Strich im Hintergrund eine landschaftliche Umgebung an, in der sich Maler und Modell niedergelassen haben.

Das vorliegende Werk zeigt Maria Mayerhofer, genannt Maschka, die Mueller 1899 in Dresden kennenlernt und 1905 heiratet. Von Beginn ihrer Beziehung an wird sie mit ihren hohen Wangenknochen, den leicht schräg angesetzten Augen und dem modischen »Bubikopf« zum bevorzugten Modell des Künstlers. Der verträumte Gesichtsausdruck der Porträtierten und ihre entspannte Körperhaltung offenbaren die große Vertrautheit zwischen Maler und Modell. Indem Mueller die Zeichnung blattfüllend ausführt und den linken Arm und eine Brust am Bildrand beschneidet, steigert er gekonnt den Eindruck von Intimität und Nähe. Unser Blatt ist ein eindrucksvolles Beispiel von Muellers herausragender Zeichenkunst und der besonders eigenständigen Arbeitsweise, die sich ausdrücklich von der akademischen Tradition und der tradierten Bildsprache entfernt hat, um auf das zentrale Thema der Kunst Muellers, den Menschen, mit größtmöglichem Ausdruck hinzuweisen.

1 Schon im Frühwerk, von dem nur äußerst wenige Arbeiten erhalten sind (Vgl. Hypo-Kulturstiftung München, »Otto Mueller«, Ausst. Kat., München 2003, S. 13) macht sich seine Vorliebe für Aktdarstellungen und Porträts bemerkbar.

2 Hypo-Kulturstiftung München, »Otto Mueller«, Ausst. Kat., München 2003, S. 67.

Über Otto Mueller

Die Konzentration auf das Wesentliche und die besonnene Stille machen nicht nur den besonderen Reiz der Gemälde Otto Muellers aus, sondern sind ebenfalls für seine Papierarbeiten und sein graphisches Werk charakteristisch.

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