Thomas Demand
Bullion
2003
C-Print
Darstellung: 27,7 × 27,7 cm
Blatt: 30 × 30 cm
Rückseitig auf einem Etikett signiert, datiert, betitelt und "Edition 27/100" nummeriert
Auflage 100 + 15 a.p.; Herausgeber: Edition EN/OF, Kleve
Werkverzeichnis Lange 2018 S. 184
Private Collection, New Orleans, Louisiana
- Galerie Ludorff, "KUNST MACHT GLÜCKLICH", Düsseldorf 2023
- Galerie Ludorff, "KUNST MACHT GLÜCKLICH", Düsseldorf 2023, Nr. 55
- Christy Lange (Hg.), "Thomas Demand. The Complete Papers", London 2018, S.184
- Hubertus Gassner/Martina Sitt (Hg.), "Spiegel geheimer Wünsche: Stillleben aus fünf Jahrhunderten", Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, München 2008, S. 35, Abb. S. 37
Thomas Demand modelliert seine Motivwelt aus kleinteiligen Papier- und Kartonmodellen,
die er in aufwendigen Montagen zu scheinbar realen Welten inszeniert,
um sie anschließend zu zerstören. Übrig bleiben Fotografien, die Zeugnis
von den skulpturalen Konstruktionen des Künstlers ablegen. Dabei geht es
Demand nicht etwa um das Ideal der Mimesis, der kunstfertigen Nachahmung.
Vielmehr rekonstruiert er Realitäten, wie zum Beispiel Orte, Dinge oder konkrete,
historische Ereignisse, um unsere zunehmend medial vermittelte Wahrnehmung
sowie deren Auswirkungen auf unseren Begriff von Wirklichkeit zu entlarven.
»Bullion« (2003) zeigt einen Stapel Goldbarren, der – entsprechend des
modus operandi von Thomas Demand – nicht etwa aus purem Gold, sondern aus
akribisch gefaltetem Goldpapier besteht, was mit dem bloßen Auge allerdings
nicht zu erkennen ist. Die papierne Illusion, die sich im Gewand des Goldes zu
etwas Wertvollem stilisiert, darf zugleich als impliziter Kommentar auf unser
Verständnis von Wert verstanden werden, der – in Gestalt des Goldbarrens – in
unserer Wahrnehmung beständig zwischen Sinn und Form wechselt und so ins
Absurde gesteigert wird.
In der Arbeit »Detail XII (Bundestag)« sieht der Betrachter einen Ausschnitt
eines dunklen Kastens. Durch die Ausschnitthaftigkeit der Darstellung entfremdet
Demand das ursprüngliche Motiv und weist zunächst auf ein architektonisches
Element hin. Man muss über einen gewissen visuellen Erfahrungsschatz
verfügen, um den Zusammenhang zum Bonner Bundestag herzustellen. Hier
waren die hinter dem Redner befindlichen Sitzreihen in derartiger Form verblendet
und bei Nahaufnahmen des Redners bildete die dargestellte Vertäfelung
über Jahrzehnte den Bildhintergrund flammender Redner und einer Berichterstattung
über Politik, die sich in den Köpfen der Menschen aber auch in der
Geschichte Deutscher Politik von 1949 bis 1999 tief eingeprägt hat.