Masterpiece London
Masterpiece London

22. Juni – 7. Juli 2020
Stand online only

London

Masterpiece Messe Online

Aufgrund der Corona Pandemie findet die Masterpiece London dieses Jahr als reine Online-Ausstellung statt. Die Messe hat hierfür nicht nur eine neue Website gelauncht, sondern ein vielseitiges Konzept entwickelt, das Galerien und Besucher_innen zusammenbringt. In verschiedenen Videoformaten stellen Galerist_innen ihre Highlights vor, teilen interessante Hintergründe über das Schaffen der Künstler_innen und laden Sie virtuell zu einem Besuch in ihren Galerien ein. Es lohnt sich, auf der Internetseite der Messe zu stöbern. Hier gehts zur Masterpiece Online.

The Physical Nature of Painting

Neben Highlights der klassischen Moderne hat die Galerie Ludorff eine spezielle Auswahl herausragender Werke der Nachkriegsabstraktion vorbereitet. Josef Albers, Bram Bogart, Sam Francis, Imi Knoebel, Heinz Mack und Gerhard Richter waren und sind wesentliche Pioniere der Malerei, welche die Grenzen des Genres herausgefordert und vorangetrieben haben. Ihre Arbeit ist tief in der Kunstgeschichte verwurzelt und enthält inhaltliche und formale Bezüge auf Werke von Künstlern wie Piet Mondrian und Kasimir Malewitsch, die bereits Endpunkte einer möglichen Entwicklung in der abstrakten Welt markiert hatten. Dennoch haben die genannten Künstler diese radikalen Positionen erweitert, indem sie neue Techniken einbrachten und die Malerei in die dritte Dimension öffneten. Ob gestisch, konzeptionell oder skulptural - so vielschichtig ihre Ansätze waren, verfolgten Sie doch das selbe Ziel: den Bruch mit der klassischen Leinwand und eine Öffnung, eine Befreiung der physischen Natur der Malerei.

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Werke

Josef Albers, deutsch-amerikanischer Maler, Kunstpädagoge und Lehrer am Bauhaus, emigrierte nach der Machtergreifung Deutschlands durch die Nationalsozialisten und Schließung des Bauhauses 1933 in die USA und nimmt eine Lehrtätigkeit am Black Mountain Collage an. Beeinflusst von der holländischen Bewegung „De Stijl“ bis zur Entwicklung hin zum „Abstract painting“, setzt er sich mit seinen wahrnehmungstheoretischen Überlegungen und Beiträgen zur Farbtheorie malerisch in den Variationen der „Hommage to the Square“, wie auch schriftlich auseinander. Sein Wirken in der Abstrakten und Konkreten Kunst hat großen Einfluss auf die Entstehung der amerikanischen Farbfeld-Malerei sowie der Op-Art. Zu seinen Schülern zählen unteranderem Robert Rauschenberg und Richard Serra.

Für Bram Bogart stand die Farbe als physische Materie und die materiellen Möglichkeiten des Mediums im Mittelpunkt seines Schaffens. Die Farbmasse fungierte als Indikator körperlicher Aktivität, die über die Leinwand geschoben, gezeichnet oder gezogen wurde. So entwickelte er ausgehend von seiner frühen figurativen Malerei, über abstrakte kubistisch-geometrische und gestische Werke sein malerisches Prinzip, infolge dessen er immer mehr eingefärbtes Farbmaterial auf die Leinwand brachte. Die Ränder dieser skulpturalen Gemälde weichte er visuell auf oder versah sie mit einem breiten Umriss, dessen Material häufig über die Grenze zwischen Bild und Umgebung herausragte und diese betonte und ihre Wichtigkeit für den Künstler aufzeigte. Zudem vermitteln die Farbfelder und -anhäufungen eine Idee des „Bauens“ mit Farbe und Illustrieren einen nahtlosen Zusammenhalt von Farbe, Geste und Struktur.

Der 1940 in Dessau geborene Maler und Bildhauer Imi Knoebel befasste sich an der Werkkunstschule Darmstadt mit den Methoden der strukturalen und konstruktiven Komposition, bevor er anschließend an der Kunstakademie Düsseldorf unter Joseph Beuys studierte. Beeinflusst durch das Schaffen von Piet Mondrian und Kasimir Malewitsch bedient er sich in seinen Werken einer puristisch-geometrischen Formensprache und akribisch aufeinander abgestimmten Farbtönen, welche meist losgelöst von gängigen Farbprinzipien für sich selbst stehen. Durch die Dreidimensionalität in der Schichtung von Materialien und Farbfeldern wecken seine Werke nicht nur Assoziationen an Skulptur und Installation, sondern thematisieren dadurch auch das sinnliche Erleben als solches. Dazu werden Formspannung und Farbenergie von Knoebel zu höchster Intensität verdichtet und bedingen durch das visuelle Erkunden ihres Wechselspiels individuelle Vorstellungswelten auf Seiten der Betrachter.

Der U.S. amerikanische Maler Sam Francis zählt zu den bedeutendsten Vertretern der zweiten Generation des Abstrakten Expressionismus. Sein ständiger Wechsel zwischen New York, Kalifornien, Europa – inbesondere Paris –, Mexiko und Japan machen sich in seinem Werk bemerkbar und befreien ihn zugleich als rein amerikanischer Künstler rezipiert zu werden. Beeinflusst durch das europäische Art Informel, sowie den Zen-Buddhismus, entwickelt Francis ein Œuvre, dass fortan die Idee der Leere mit der Anwesenheit der malerischen Präsenz zu vereinen sucht. Derart bündelt Francis Einflüsse aus Kaligraphie, Farbfeldmalerei und Action Painting in seinen Arbeiten, in denen reine Farben auf unbemalte Flächen treffen und sich in der Wirkung gegenseitig steigern.

Der 1932 in Dresden geborene Maler, Bildhauer und Fotograf Gerhard Richter studierte zunächst an der Dresdner Kunstakademie, bevor er Anfang der 1960er Jahre nach West-Deutschland flüchtete und sein Studium schließlich an der Kunstakademie Düsseldorf fortsetzte. Beeinflusst durch die Nachkriegsabstraktion setzte er sich bereits gegen Ende der 1960er Jahre intensiv mit der abstrakten Malerei auseinander, erstellte zunächst jedoch nur auf Fotografien basierende Portraits und Stillleben, die durch ihre spezifischen Bildausschnitte und Unschärfen realitätsverfremdend wirken. Seit den 1970er Jahren proklamiert er die Macht des Zufalls als künstlerische Methodik in seinem Schaffen und wendet diese im Medium der Aquarellmalerei aber auch der Leinwandmalerei auf großen und kleinen Formaten an. Dabei spielen die Schichtung und die Art und Weise des Farbauftrages eine entscheidende Rolle: scharfe Farbkontraste treffen auf feine Farbabstufungen und -überlagerungen, die zur näheren Betrachtung der Bildstruktur herausfordern.

Durch das Licht hat der Raum seine Sinnlichkeit, seine Atmosphäre, seine Transparenz. (H. M., 1961)

1957 gründen Heinz Mack und Otto Piene die ZERO Bewegung, die einen Nullpunkt und Neuanfang in der Kunst markieren will. 1961 kommt Günther Uecker dazu. Das tradierte Kunstverständnis soll überwunden werden. Dafür experimentiert Mack mit Licht und Bewegung, teilweise direkt in der unberührten Natur. Er versteht „Farbe als Licht und Licht als Farbe“. Seine gegenstandslosen Skulpturen, Arbeiten auf Papier und Gemälde folgen demselben Prinzip: Seit 1991 entstehen „Chromatischen Konstellationen“ aus reiner Farbe, die die Schwingungen und Dynamik zwischen einzelnen Farbstufen visualisieren. Durch die abgegrenzten Formen entsteht ein Rhythmus im Bild. Auch seine Skulpturen und Reliefs zeichnen sich durch die kraftvolle Verbindung von Licht und Bewegung aus. Zeichnungen bezeichnet Mack selbst als „Grammatik meiner Kunst“ und „Sprache seiner Hand“.