Karl Schmidt-Rottluff
Ohne Titel (Segelboot vor der Küste)
1921
Aquarell und Tusche auf Postkarte
10,3 × 15,5 cm
Rückseitig signiert und beschriftet
Postkarte aus Jershöft, Kr. Schlawe in Pommern am 10.6.1921 (Poststempel Danzig) an Ludwig Erich Redslob in Leipzig
Das Werk ist im Archiv der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung dokumentiert
Wir danken dem Archiv der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung für die freundliche Bestätigung der Echtheit des Werkes
Privatsammlung Baden-Württemberg (-1983); Galerie Bassenge, Berlin (Auktion 2.-3. Dez. 1983, Los 6319); Galerie Ludorff, Düsseldorf (1983-1988); Privatsammlung Deutschland (1988-2022)
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Frühjahr 2023, Düsseldorf 2023
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2023", Düsseldorf 2023, S. 122
Karl Schmidt-Rottluff ist einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus. 1905-1913 gehört er als Gründungsmitglied der Künstlergemeinschaft »Brücke«1 an, nimmt an Ausstellungen der Neuen Secession, des Blauen Reiter und der Sonderbund-Ausstellung in Köln teil.
Nach dem Ersten Weltkrieg knüpft er neue Kontakte in der Berliner Künstlerszene. In zahlreichen deutschen Kunstzeitschriften erscheinen Artikel zu seinem Kunstschaffen, Museen erwerben seine Werke und bereits 1920 veröffentlicht Wilhelm Reinhold Valentiner eine erste Monografie über ihn.
Dem Leben in der Stadt entfliehend, wählt Schmidt-Rottluff sein neues Sommerdomizil zwischen 1920 und 1931 in dem Ort Jershöft an der hinterpommerschen Ostsee, wo auch unsere Postkarte entsteht.
Die Beschränkung auf die sehr kleine Malfläche der Postkarte fordert den Künstler sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, die Formen zu beschränken und die Farben rein und unmittelbar aufzutragen. In skizzenhaft mit Farbe gefüllten Flächen zeigt uns Schmidt-Rottluff aus erhöhter Perspektive den Blick auf eine Landschaft mit Wasser und einem Segelboot.
»Sehr geehrter Herr Redslob, vielen Dank für Ihren Brief und Buch. Ich würde mich natürlich sehr freuen Sie mal in B. [Berlin] im Atelier zu sehen. Wir werden im Herbst od. Winter dorthin kommen, freundliche Grüße auch an Ihre Gattin.« (Transkription der Postkarte)
Das Besondere der vorliegenden Postkarte ist nicht nur die leidenschaftliche Darstellung, die Schmidt-Rottluff mit gekonnt leichter Zeichnung erfasst, sondern auch, dass sie als Zeitzeugnis zu lesen ist: Die Postkarte hat der Künstler an den Kunstjournalisten und späteren Rektor Ludwig Erich Redslob in Leipzig geschickt.
- Der Vorschlag, die gemeinsame Künstlervereinigung »Brücke« zu nennen, ist die Idee Schmidt-Rottluffs. Diese Benennung soll kein Programm implizieren, vielmehr soll sie symbolisieren, dass eine Brücke zwischen etwas Altem hin zu neuen Ausdrucksformen geschlagen wird.