Max Liebermann
Blumenbeet am Wegesrand - Der Nutzgarten des Künstlers am Wannsee nach Südwesten
ca. 1920
Pastell auf Papier
20 × 28,5 cm
Signiert
Drs. Margreet E. Nouwen, Berlin 2023
Privatsammlung (-1962); Karl & Faber, München (Auktion 82, 1962, Los 1154); Privatsammlung Deutschland; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (-2023)
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023, S. 102
Ein wichtiger Schritt im Leben und Schaffen Max Liebermanns ist der Erwerb eines Grundstückes am Wannsee, wo sich der Künstler seinen Traum eines Sommerdomizils direkt am See erfüllt. Er lässt dort eine Villa errichten, die perfekt mit dem liebevoll angelegten Garten harmoniert und ein Durchdringen von Außen- und Innenraum ermöglicht. Während in der Vergangenheit eine Vielzahl seiner Bilder auf seinen Reisen, häufig in Holland, entstehen, wird in seinen späteren Jahren sein Garten zu einem Freilichtatelier und zur Quelle unerschöpflicher Inspiration.
Für sein um 1920 entstandenes Pastell »Blumenbeet am Wegesrand – Der Nutzgarten des Künstlers am Wannsee nach Südwesten« (1) wählt Liebermann ein Motiv aus seinem Nutzgarten. Der Bildaufbau ist klar strukturiert: Das Beet mit den unterschiedlich hohen rötlichen Blumen wird auf der rechten Seite durch den sandfarbenen Weg begrenzt, zur linken durch eine dunkelgrüne Hecke und durch mehrere Stöcke, die vermutlich als Stützen für Dahlien dienen, rhythmisiert. In seiner ihm so charakteristischen, impressionistischen Lichtmalerei löst sich Liebermann vom Gegenständlichen. Das Gesehene wird zu einem Spiel aus Licht und Schatten, einem Wechsel zwischen Farbe und dem Weglassen eben dieser – gut erkennbar an den Stöcken der Dahlien. »Mit diesen Stöcken illustriert übrigens der Maler sein Bonmot ›Zeichnen ist Weglassen‹, denn er hat sie durch Auslassung gebildet.« (2)
Treffende Worte zu der Bedeutung von Max Liebermanns Gartenbildern findet Hans Oswald, Kunsthistoriker und Zeitgenosse des Malers: »Er [Max Liebermann], der für das Ruhebedürfnis seines Alters sorgend, sich diesen Sommersitz geschaffen hatte, fand nun unabhängig von Ort und Thema seine malerische Vision, seine Motive. Seine Fähigkeit, mit den Augen zu erleben und durch sie zum Schaffen zu kommen, blieb immer mit der gleichen Energie lebendig in ihm. Kein Alter konnte bei Liebermann dies Schauen und dies Schaffen mindern. Ein symphonischer Reichtum wogt in den Stimmungen seiner Gartenbilder. Wer je eines der Bilder mit den Blumenbeeten gesehen hat, wird von der Leuchtkraft dieser Farben nicht von Farbenarmut sprechen können – wie auch in allen seinen anderen Bildern ein wundervoller Gleichklang und Aufklang der Farben ertönt.« (3)
1 »Das Blatt ist wohl im Vorfeld des Ölgemäldes ›Der Nutzgarten in Wannsee, Blick nach Südwesten, blühende Stauden am Weg‹ entstanden, das denselben Abschnitt des Gartens etwas später in der Saison zeigt. […] Das vorliegende Pastel mag als Vorstudie zu diesem Gemälde gedient haben, ist aber ein selbständiges Bild, mit dem der Künstler eine Phase der ständig wechselnden Farbenpracht seines Gartens festhält.« Zit. nach: Margreet Nouwen, Expertise vom 2. April 2023.
2 Margreet Nouwen, Expertise vom 2. April 2023.
3 Hans Ostwald: »Das Liebermann- Buch«, Berlin 1930, S.350.