Stephan Balkenhol
Figurensäule Frau
2014
Wawaholz, farbig gefasst
Höhe: 166 cm
Figur: 52 cm
Säule: 24,5 × 19,5 × 114 cm
Stephan Balkenhol, 9. April 2014
Atelier des Künstlers; Deweer Gallery, Otegem, Belgien (2014); Galerie Ludorff, Düsseldorf (2014-2016); Unternehmenssammlung Bayern (2016-2023)
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023, S. 14
Aufgewachsen im nordhessischen Fritzlar, beeinflussten Stephan Balkenhol schon seit frühester Kindheit die hölzernen Sakralskulpturen, denen er im Zuge seiner katholisch-christlichen Erziehung bei Kirchenbesuchen begegnete. Während seines Bildhauereistudiums an der Hochschule der bildenden Künste in Hamburg sollte sich seine Faszination für Holz als künstlerisches Medium ausformen. Dort geprägt von minimalistischen und konzeptuellen Ansätzen, wandte er sich jedoch einem figurativen Darstellungsmodus zu, in dem das Material nicht dem Motiv untergeordnet ist, sondern dieses sogar betont. Neben Druckgrafiken und Reliefs sind es vor allem Balkenhols Kopf- und Figurensäulen, die durch ihr Wechselspiel zwischen einer grob anmutenden Materialpräsenz und einer Befreiung von politischen oder diskurs-abstrakten Ansichten brillieren und somit zu seinem Signet geworden sind.
Wie auch im Falle unseres Werkes »Figurensäule Frau« von 2014, bevorzugt Balkenhol für seine Kreationen weiche Hölzer wie etwa afrikanisches Wawaholz, die sich leicht bearbeiten lassen. Mit verschiedenen Werkzeugen wie Kettensägen und Stechbeiteln schält er seine Werke förmlich aus den noch nicht ganz durchgetrockneten Stämmen heraus und lässt lediglich den unteren Teil in Sockelfunktion als Reminiszenz an deren Ursprung als Bäume zurück. Auf der darstellenden Ebene begegnen uns die Hauptfiguren seiner Schöpfungen oft in schlichter Kleidung. Unter der lasierenden Bemalung lassen sich Astlöcher, Risse, Maserungen und andere Imperfektionen erahnen. Das Erscheinungsbild der Charaktere wirkt unabhängig von deren Geschlecht alterslos und losgelöst von Raum und Zeit – unmittelbar und doch gedanklich frei im Ausdruck.
Balkenhols Werke sind auch im öffentlichen Raum zu finden. Dort generieren sie in ihrer Allgemeingültigkeit Orte des Nachsinnens und eine Fläche zur Selbstreflexion über Wachstum und Transformation, die Spuren hinterlässt: Thematiken, die den Menschen durch alle Zeiten hinweg beschäftigt haben.