Fritz Winter
Heitere Melodie
1950
Öl auf Papier auf Hartfaser montiert
50 × 70 cm
Signiert und "50" datiert sowie rückseitig betitelt
Werkverzeichnis Lohberg 1986 Nr. 998
La Medusa Studio d’Arte, Rom; Sammlung Carlo Monzino; Privatsammlung Europa (-2022)
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023, S. 150
- Gabriele Lohberg, "Fritz Winter, Leben und Werk", München 1986, Nr. 998
- Galleria Blu (Hg.), "Fritz Winter", Ausst.-Kat., Mailand 1960, Nr. 9
Der 1905 in Altenbögge geborene Fritz Winter zählt zu den bekanntesten Vertretern der abstrakten Kunst und war maßgeblich mitverantwortlich für die Etablierung eines abstrakten Kunstbegriffs im Nachkriegsdeutschland ab 1949. Seit 1927 war er am Bauhaus in Dessau, wo er unter anderem bei Oskar Schlemmer, Paul Klee, Josef Albers und Wassily Kandinsky studierte. Es sollte jedoch vor allem Klee sein, der ihn am meisten prägen würde. In Winters abstrakten Kompositionen manifestieren sich neben seinen Naturerfahrungen und seinem Weltverständnis auch die konstruktiven Tendenzen seiner avantgardistischen Bauhauslehrer. Winter sah Künstler:innen als Teil der Schöpfung der Natur: Sie seien dazu befähigt, die Geheimnisse natürlicher Formäußerungen ungebunden zu offenbaren.
Das vorliegende Werk »Heitere Melodie« schuf Winter 1950, ein Jahr nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft. Es ist der Reihe gestischer und geometrisch-konstruktiver Werke des Künstlers zuzuschreiben. In ihnen reduzierte er den bewussten Gestaltungsprozess, um den durch halb- und unbewusste Zustände bedingten inneren Ausdruck als äußeren Ausdruck Gestalt annehmen zu lassen. Dies bewerkstelligte er durch einen zügigen Malvorgang mit verdünnter Ölfarbe auf Karton aufgebrachtem Papier. Vor dem braunen Untergrund wird dabei ein Bildraum geschaffen, der maßgeblich von sich überlagernden, unregelmäßigen Ellipsen eingenommen wird. Sie sind durch den Einsatz von Schablonen entstanden. Mithilfe ebensolcher Schablonen malte Winter die Strichlinien in Rot und Schwarz, die sich sanft mit den Ellipsen zu verschachteln scheinen. Vor dem dunklen Hintergrund entstehen sehr zarte Formen, die nach vorne Richtung Licht zu streben scheinen und auf diese Weise eine durchaus hoffnungsvolle und positive Dynamik entfalten. Winter ging es hier darum, ursprüngliche, natürliche Bewegungsmuster auszudrücken, die einen unsentimentalen, persönlichen Ausdruck manifestieren und nicht von einem pathetischen Gestus getragen werden.